Pitztal
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Pitztal | ||
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Blick auf das innere Pitztal von Südosten | ||
Lage | Tirol, Österreich | |
Gewässer | Pitze | |
Gebirge | Ötztaler Alpen | |
Geographische Lage | 47° 6′ N, 10° 49′ O | |
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Gestein | Gneis, Quarzphyllit | |
Länge | 40 km |
Das Pitztal ist ein etwa 40 km langes, südliches Seitental des Inntals, das bei Imst abzweigt. Es liegt im Bezirk Imst des Bundeslandes Tirol in Österreich. Das Tal wird von der Pitze (auch Pitzbach genannt) durchflossen und liegt vollständig in den Ötztaler Alpen.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geografische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pitztal mündet zwischen Imst und Roppen, gegenüber dem Tschirgant, in das Inntal, das hier eine etwa 100 m tiefe Schlucht bildet. Die Pitze bildet in ihrem unteren Verlauf die Arzler Pitzeklamm.
Das äußere Pitztal mit den Orten Arzl, Wald, Wenns und Jerzens bildet hier eher eine Mittelgebirgslandschaft. Am Fuß des Venet bei Wenns zweigt das Pillertal nach Südwesten ab und bietet eine Verbindung über die Pillerhöhe zum Kaunertal. Dieses Gebiet wird auch Wenner Schmalzkessel genannt.
Von Jerzens südwärts verengt sich das Tal und wird zum Innerpitztal gerechnet. Es verläuft hier zwischen dem Kaunergrat, der im Westen auf etwa 30 km die Grenze zum Kaunertal bildet, und dem Geigenkamm im Osten zum nahezu parallel verlaufenden Ötztal. Das Tal steigt hier gleichmäßig an bis zum Fuß der Wildspitze, die zu den Ötztaler Alpen gerechnet wird. Bei Mittelberg in der Gemeinde St. Leonhard teilt sich das Tal in das Mittelberg- und das Taschachtal.
Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pitztal gliedert sich in folgende Gemeinden:
Die vier Gemeinden bilden zusammen den Planungsverband Pitztal mit 7681 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024)[1] und einer Fläche von 312,82 km², davon 8,7 % Dauersiedlungsraum.
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zur Eiszeit war das vordere Pitztal ein Teil des Inntals, der Inn floss von Prutz über die heutige Piller Höhe weiter. Erst nach der Eiszeit durchbrach der Inn die Enge von Pontlatz bei Landeck in einem neuen Flussbett.
Das Pitztal durchschneidet den Gebirgsstock der Ötztaler Alpen, das sogenannte Ötztalkristallin, in seiner Ausbreitung zwischen Wipptal, dem Vinschgau und dem oberen Inntal. Es besteht in diesem Bereich großteils aus Gneisgesteinen, die bei der Alpenbildung aus anderen Gesteinen umgewandelt wurden.
Morphologisch lassen sich drei Hauptabschnitte im Pitztal unterscheiden: der liebliche Talausgang um Arzl-Wenns mit dem sanft ansteigenden Grünland gegen Südwesten zum Piller Sattel, ab dem Talknick gegen Südosten ein enges V-Tal bis etwa zum Ortsteil Zaunhof und eine typische Gletscherformung als U-Tal-Trog.
Im Talschluss bilden der Mittelbergferner und der Taschachferner ausgedehnte Gletscherflächen an der Wildspitze.
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pitztal ist zusammen mit dem Ötztal, dem Kaunertal und dem Oberen Gericht im oberen Inntal infolge relativer Niederschlagsarmut ein sogenanntes inneralpines Trockental und gehört zu den niederschlagsärmsten Gebieten Tirols. Das innere Pitztal liegt an der Nordseite des Alpenhauptkamms, der eine Barriere gegen die aus südlicher Richtung strömenden Luftmassen darstellt. Gegen Norden hin ist das Pitztal durch die Nördlichen Kalkalpen abgeschirmt, die die vom Atlantik kommenden Luftmassen zum Abregnen zwingt. Das Ötztal ist dabei durch das Tschirgantmassiv deutlich besser abgeschirmt als das Pitztal durch den Mündungsbereich zum Inntal und zum Gurgltal.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Pitztal leitet sich wahrscheinlich von lat. puteus ab, was so viel wie „Brunnen“ oder „Grube“ bedeutet (woraus sich auch das deutsche Lehnwort Pfütze ableitet). Eine andere Deutung geht vom rätoromanischen Begriff Piz für „spitzer Berggipfel“ aus.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Name als Puzzental 1265 in der Starkenberger Urkunde, der ältesten deutsch geschriebenen Urkunde auf Tiroler Boden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühzeit und Antike
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1992 wurde ein prähistorisches Heiligtum auf der Pillerhöhe entdeckt, das auf eine Besiedelung des vorderen Pitztals in der Bronzezeit hinweist. Ebenfalls bronzezeitlich dürfte der Schalenstein von Wenns zu datieren sein. Der erste bekannte Volksstamm waren die Breonen, die zu den Rätern gerechnet werden.
Mit der Eroberung des Alpengebiets durch die Römer 15 v. Chr. kam das Pitztal zur Provinz Rätien. Die entscheidende Besiedelung des Tals erfolgte ab etwa 600 durch die Bajuwaren und wahrscheinlich im geringeren Ausmaß durch die Alemannen, die sich mit der ansässigen Bevölkerung vermischten.
Mittelalter und Frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts stand das Inntal und das Pitztal unter der Herrschaft des Herzogtums Bayern, im 9. Jahrhundert kam es zum Fränkischen und dann zum Römisch-Deutschen Kaiserreich. 1363 kam das Pitztal mit Tirol zu den Habsburgern.
Zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert wurde durch Brandrodung Weide- und Ackerland geschaffen. Bedeutende Grundherren im Mittelalter waren unter anderem die Edlen von Tarasp im Unterengadin, die Starkenberger und das Stift Stams.
Bis zum 14. Jahrhundert wurden in höheren Lagen zwischen 1200 m und 2000 m, in denen nur Viehwirtschaft möglich war, durch die Feudalherren Schwaighöfe gegründet. Der Zins wurde dabei in Naturalien abgeliefert. Später wurden die Höfe zu Almhütten umgewandelt.
Durch die im Tal übliche Erbteilung, bei der jedes Kind einen Erbteil vom Hof erhielt, wurden die Hofeinheiten so zersplittert, dass sie die meist kinderreichen Familien nicht mehr ernähren konnten. Daher mussten sich die Bewohner des Tals im 17. Jahrhundert in Nebenbeschäftigungen einen Verdienst suchen, und im 19. Jahrhundert verdingten sich viele als Saisonarbeiter im Ausland, darunter auch die sogenannten Schwabenkinder.
Das Alter der Steinsetzungen auf den Luibisböden ist unklar.
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der im 19. Jahrhundert einsetzende Alpintourismus brachte einen wichtigen Nebenerwerb als Träger, Bergführer und Hüttenwirte der damals neuerrichteten Schutzhütten des Alpenvereins.
In den 1930er Jahren wirkte sich der Rückgang des Viehabsatzes auf den Märkten in Imst und Landeck verheerend aus, dazu kam noch die 1933 von der deutschen Reichsregierung erlassene Tausend-Mark-Sperre, die zu einem massiven Rückgang der Tourismusgäste führte. Nach der Besetzung Österreichs 1938 besserte sich die wirtschaftliche Lage allmählich, doch dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Während des Krieges stürzte ein amerikanischer Bomber (B-17 Flying Fortress) über dem Taschachferner ab; die Wrackteile werden gletscherrückzugbedingt seit einigen Jahren unterhalb des Taschachfernerabbruchs unweit des Taschachhauses freigelegt.
Nach dem Krieg konnte sich im Pitztal, im Gegensatz zu den anderen Tiroler Tälern, noch lange kein Wohlstand durch den Tourismus bilden, erst durch die Initiative des damaligen populären Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer und vor allem dem Bau der Pitztaler Gletscherbahn konnten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse im Tal bessern. Dies führte auch zu einer deutlich sichtbaren Veränderung der bäuerlichen Kulturlandschaft, sichert aber die Existenz der Bevölkerung und verhindert die Abwanderung. Die Ortsbilder des hinteren Pitztales veränderten sich im Laufe der letzten 20 Jahre völlig, während die weniger vom Tourismus geprägten Ortschaften (z. B. Zaunhof) ihr bergbäuerlich geprägtes Gesicht bewahren konnten. In Zukunft gilt es abzuwägen, wie weit die touristische Erschließung eines Tales gehen kann und soll. Beispiel dafür ist die umstrittene Erschließung des Mittelbergferners für das Skigebiet und der geplante Zusammenschluss mit dem Söldener Skizirkus.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dialekt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pitztal gehört dem Bairischen Dialektraum an. Es wurde sprachlich unter anderem vom Inntal stark beeinflusst. Der Pitztaler Dialekt unterscheidet sich streng von dem des Ötztales, womit öfters Verständigungsschwierigkeiten einhergehen. Charakteristisch für das Pitztalerische ist die harte Aussprache der Konsonanten k, ch und ck. Während in den Ötztaler Dialekten die Vorsilbe ge- erhalten geblieben ist, entfällt das e (wie in gmacht, gwesa). Trifft das g auf ein k oder ein h, so wird es wie ein ck ausgesprochen, wie z. B. in kouft (gekauft), kett (gehabt) oder koult (geholt). Es fällt ebenfalls auf, dass im Pitztaler Dialekt viele Vokale noch wie Doppelvokale vor der Monophthongierung gesprochen werden. Beispielsweise wie in den Wörtern guat/guet (gut) oder Riema/Rieme (Riemen). I und e werden nicht wie ein langes ie gesprochen, sondern getrennt.
itt/itte | nicht |
Rua | Abhang |
gach | schnell, rasch |
Ha | Heu |
muana/muane | meinen |
Ärgerti (früher) | Dienstag |
Pfinsti (früher) | Donnerstag |
Folklore
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Volkstümliche Sagen und Legenden kreisen um den „Feinpitz“ und den „Grobpitz“, zwei liebenswerte Bewohner, die im Pitztal allerlei Schabernack treiben. Die Herkunft dieser sagenhaften Gestalten ist ungeklärt.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wirtschaft des Tals richtet sich nach der geografischen Lage. Das äußere Pitztal mit den Gemeinden Arzl und Wenns hat noch ein ausgewogenes Verhältnis von Handwerks-, Handels- und Dienstleistungsbetrieben, während in Jerzens und St. Leonhard der Tourismus überwiegt.
Das produzierende Gewerbe und der Handel haben eher eine lokale Versorgungsfunktion. Holzverarbeitende Betriebe sind in größerer Zahl vorhanden, während es keine Industriegebiete gibt.
Ein Teil der Talbewohner geht ihrer Erwerbstätigkeit als Berufspendler (Tages- oder Wochenpendler) im Großraum Imst bis Innsbruck nach.
Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pitztal bietet mit den drei Skigebieten Pitztaler Gletscher, den Hochzeiger Bergbahnen und den Rifflsee Bergbahnen ein umfangreiches Freizeit- und Sportangebot an. Der Pitztaler Gletscher ist Österreichs höchstes Gletscherskigebiet, führt bis 3.440 m und wurde 1983 in Betrieb genommen. Gleichzeitig bewirken die Wintersportinfrastruktur und die damit verbundenen baulichen Maßnahmen gravierende Eingriffe in die hochalpine Landschaft und das sensible Gletscher-Ökosystem. Seit 2015 bestehen Planungen, die Skigebiete Pitztaler Gletscher und Sölden zu verbinden.[2]
Das Pitztal hat ca. 8000 Gästebetten und ca. 1,2 Millionen Nächtigungen im Jahr.
Mit dem Bau der Pitztalbrücke und der damit verbesserten Anbindung an das Inntal und der Erschließung des Mittelberggletschers im hinteren Pitztal konnte das Tal für den Tourismus erschlossen werden.
Die Hotellerie- und Tourismuswirtschaft ist der größte Arbeitgeber im Tal, wovon die Pitztaler Gletscherbahnen der bedeutendste einzelne Arbeitgeber ist. Sie beschäftigt ca. 95 Mitarbeiter ganzjährig im Seilbahn- und Restaurantbetrieb.
Die Gemeinden Arzl und Wenns sind eher zweisaisonal ausgerichtet, während in Jerzens und St. Leonhard der Wintertourismus überwiegt.
Landwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Landwirtschaft im Pitztal ist kleinbäuerlich strukturiert, wobei Nebenerwerbsbetriebe weitaus überwiegen. Ein Großteil der Bergbauernbetriebe liegt in Zonen mit höherer bzw. höchster Erschwernis.
Der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produktion liegt mit Ausnahme von Arzl weitgehend in der Viehwirtschaft und hier wiederum in der Erzeugung von Zuchtvieh. In letzter Zeit kam es zu einer Zunahme der Schafhalter.
Die Almwirtschaft ist von großer Bedeutung. War sie ursprünglich nur eine Erweiterung der begrenzten Futterflächen für das Vieh, erhält sie heute das Landschaftsbild, schützt vor Erosionen und bietet mit der Bewirtschaftung von Almhütten auch einen Verkauf der hochwertigen Produkte.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pitztal ist über die Inntalautobahn und den Bahnhof Imst-Pitztal der Arlbergbahn an das Verkehrsnetz angeschlossen. Von hier führt die Pitztaler Landesstraße über die 1983 eröffnete Pitztalbrücke über den Inn nach Mittelberg und überwindet dabei einen Höhenunterschied von etwa 1000 m. Mehrere seit 1982 errichtete Galerien bieten Schutz vor Lawinen. In Wenns zweigt eine Straße zur Piller Höhe weiter nach Fließ und Kaunerberg/Kauns.
Vom Bahnhof Imst-Pitztal wird ein Überlandbusverkehr (Postbus) angeboten.
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2013 wird Mitte Juli der Pitztal-Gletscher Trail-Maniak, mit einer Streckenlänge von rund 95 Kilometer und rund ca. 6500 Höhenmetern der höchste Bergmarathon in den Alpen und einer der anspruchsvollsten in Europa, ausgetragen.
Zudem gibt es seit 2006 im Juli den Gletschermarathon, der am Fuße des Gletschers startet und bis nach Imst geht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Willi Pechtl: Tal leben. Das Pitztal längs und quer. Studia, Innsbruck 2015, ISBN 978-3-903030-11-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistik Austria – Bevölkerung zu Jahresbeginn nach administrativen Gebietseinheiten (Bundesländer, NUTS-Regionen, Bezirke, Gemeinden) 2002 bis 2024 (Gebietsstand 1.1.2024) (ODS)
- ↑ Clemens Perktold: Gletscherfusion Pitztal-Ötztal erlebt ernste Krise. In: www.meinbezirk.at. 16. August 2018, abgerufen am 24. Juli 2019.