Privatwald

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Befindet sich Wald nicht im Eigentum von Städten, Gemeinden (siehe Körperschaftswald), Kirchen oder in der Hand des Staates (Staatsforst), spricht man von Privatwald. Es handelt sich also um Wald im Eigentum privater Waldbesitzer, die natürliche oder juristische Personen oder auch Personengesellschaften sein können.

In der Forstwissenschaft wird der Privatwald in verschiedene Unterkategorien aufgeteilt.

Diese an der Größe des einzelnen Waldbesitzes orientierten Kategorien sind in Deutschland:

  • Kleinstprivatwald (Größe: unter 5 Hektar)
  • Kleinprivatwald (Größe: 5 – 200 Hektar)
  • mittlerer Privatwald (Größe: 200 – 1.000 Hektar)
  • Großprivatwald (Größe: über 1.000 Hektar), der nur etwa 6 Prozent der Waldfläche der alten Bundesländer einnimmt. Auf dem Gebiet der DDR hatten die evangelischen Kirchen hingegen über 30.000 Hektar Privatwald und eine bedeutende eigene Forstverwaltung mit eigenen Trachten und Abzeichen.[1]

In Österreich gelten die Kategorien:

  • Kleinwald (bis 200 ha)
  • Großwald (mehr als 200 ha)

Privatwälder weisen oftmals eine unterschiedliche Entstehungsgeschichte auf.

  • Großprivatwald entstand überwiegend dadurch, dass mediatisierte Herrschaften (z. B. Fürstenhäuser[2]) ihren Waldbesitz fast vollständig behalten durften.
    Dazu zählt beispielsweise der Wald des Hauses Thurn und Taxis, Deutschlands größter Wald einer Privatperson mit 28.000 Hektar (nach einer Angabe 2012;[3] nach eigener Angabe 2010: nach einem größeren Verkauf an Adolf Merckle immer noch 20.000 Hektar).[4] In Österreich ist der genauso große Mayr-Melnhofsche Besitz aber Erfolg einer bürgerlichen Unternehmerdynastie. Die habsburgischen Besitzungen sind in den Bundesforsten aufgegangen.
  • Mittlerer Privatwald entstand (und entsteht) entweder durch Teilung von Großprivatwäldern (z. B. durch Erbteilung oder Verkauf), in erster Linie aber durch den Flächenverkauf von Waldflächen
    Beispiel sind hier die neuen Bundesländer Deutschlands: Im Zuge der Bodenreform wurde in den Jahren 1945 bis 1949 Großgrundbesitzern in der sowjetischen Besatzungszone Land entschädigungslos entzogen und auf Flüchtlinge und ehem. Landwirte verteilt (Junkerland in Bauernhand). Nach dem Mauerfall wurde beschlossen, den so enteigneten Privatwald der DDR nicht an die ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben, sondern mit Hilfe der BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH an neue Privateigentümer zu veräußern. Hierbei entstanden überwiegend Flächen zwischen 200 und 1000 Hektar Größe.
  • Klein- und Kleinstprivatwald entstand in den meisten Fällen aus Bauernwäldern. Im 19. Jahrhundert wurden die bis dahin gemeinschaftlich als Allmende bewirtschafteten Flächen unter den berechtigten Bauern aufgeteilt. Um eine gerechte Verteilung der Waldfläche zu garantieren, erhielten die Bauern in der Regel nicht eine Parzelle, sondern mehrere Parzellen unterschiedlicher Bodengüte und Bestockung. In Gebieten der Realteilung (Süddeutschland, Österreich) wurden die teilweise sehr kleinen Grundstücke zudem zusätzlich geteilt, was zu einer Parzellierung und Zerstückelung der Waldfläche führte, was eine Bewirtschaftung heutzutage teilweise unmöglich macht.

Privatwald in Europa

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Der insgesamt rund 11,4 Millionen Hektar große Wald in Deutschland befindet sich zu 48,0 Prozent im privaten Eigentum. Den größten Besitzanteil hat der Privatwald mit 66,8 Prozent der Waldfläche in Nordrhein-Westfalen, den geringsten Anteil mit nur 24,5 Prozent in Hessen.[5] In Deutschland gibt es knapp 2 Millionen Privatwaldeigentümer. Die Durchschnittsgröße der deutschen Privatwälder liegt bei 3 Hektar. Während sich in der Eigentumsgrößenklasse über 1.000 Hektar nur 13 Prozent der Privatwaldfläche befinden, entfallen 50 Prozent der Fläche und 98 Prozent der Eigentümer auf den Kleinprivatwald bis 20 Hektar Größe. Die DBU Naturerbe GmbH ist mit rund 60.000 Hektar Gesamtfläche (inklusive Offenlandflächen) die größte Privatwaldbesitzerin in Deutschland.[6][7] Von den Kirchen in Deutschland werden rund 150.000 Hektar Wald verteilt auf über 6.500 Rechtsträger (Pfarreien, Klöster, Stiftungen, Bistümer) bewirtschaftet. Auch wenn die Kirchen zum großen Teil Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, zählt der Kirchenwald zum Privatwald.[8]

Bundesland Privatwaldfläche bis 20 ha[9] Privatwaldfläche über 20 bis 50 ha[9] Privatwaldfläche über 50 bis 100 ha[9] Privatwaldfläche über 100 bis 200 ha[9] Privatwaldfläche über 200 bis 500 ha[9] Privatwaldfläche über 500 bis 1.000 ha[9] Privatwaldfläche über 1.000 ha[9] Privatwaldfläche gesamt a[9]
Baden-Württemberg 242.232 ha 50.628 ha 28.516 ha 19.210 ha 20.611 ha 17.510 ha 114.162 ha 492.869 ha
Bayern 950.045 ha 159.527 ha 69.758 ha 49.359 ha 61.725 ha 49.726 ha 110.839 ha 1.450.979 ha
Brandenburg + Berlin 254.678 ha 75.021 ha 35.536 ha 31.193 ha 69.493 ha 70.678 ha 102.661 ha 668.479 ha
Hamburg + Bremen 6.725 ha - 791 ha - - - - 7.516 ha
Hessen 67.983 ha 5.999 ha 9.998 ha 18.395 ha 26.793 ha 19.595 ha 69.983 ha 218.746 ha
Mecklenburg-Vorpommern 64.575 ha 16.591 ha 17.286 ha 28.115 ha 32.188 ha 19.968 ha 15.200 ha 220.646 ha
Niedersachsen 314.954 ha 98.615 ha 74.322 ha 66.339 ha 67.928 ha 29.790 ha 54.875 ha 706.823 ha
Nordrhein-Westfalen 239.010 ha 59.255 ha 48.916 ha 37.780 ha 62.437 ha 37.383 ha 122.885 ha 607.666 ha
Rheinland-Pfalz 154.401 ha 5.475 ha 6.968 ha 11.349 ha 17.322 ha 11.448 ha 17.322 ha 224.284 ha
Saarland 20.370 ha 783 ha 1.175 ha 783 ha 5.484 ha 783 ha - 29.380 ha
Sachsen 127.371 ha 11.362 ha 10.166 ha 9.966 ha 25.913 ha 16.544 ha 29.102 ha 240.790 ha
Sachsen-Anhalt 121.064 ha 27.102 ha 12.555 ha 16.740 ha 29.394 ha 32.782 ha 25.608 ha 289.257 ha
Schleswig-Holstein 39.788 ha 4.687 ha 4.986 ha 6.881 ha 8.775 ha 9.972 ha 13.961 ha 89.050 ha
Thüringen 130.193 ha 13.984 ha 12.555 ha 12.799 ha 14.534 ha 12.607 ha 27.534 ha 239.193 ha
Deutschland gesamt 2.733.389 ha 529.029 ha 333.526 ha 308.910 ha 442.597 ha 328.787 ha 704.132 ha 5.485.679 ha
a 
einschließlich Privatwald ohne Angabe der Eigentumsgrößenklasse

In Liechtenstein sind mit 6.865 Hektar rund 43 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt. Davon befinden sich 8 Prozent im privaten Eigentum.[10]

In Österreich gibt es rund 145.000 private Waldeigentümer, die über 80 Prozent der österreichischen Gesamtwaldfläche bewirtschaften.[11] Der österreichische Privatwald teilt sich nach den Katasterauswertungen von 2013 wie folgt auf:[12]

  • Privatwald unter 200 Hektar (inklusive Kirchenwald): 1.827.729 Hektar mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 9,2 Hektar
  • Privatwald über 200 Hektar (inklusive Kirchenwald): 786.795 Hektar
  • Gemeinschaftswald (z. B. Agrargemeinschaften): 351.471 Hektar

Die österreichische Waldinventur (ÖWI) erfasst den Wald nach anderen Kriterien als das Kataster und weist für den Erhebungszeitraum 2007 bis 2009 eine Gesamtwaldfläche in Österreich von 3,991 Millionen Hektar aus.[13] Davon sind rund 3,268 Millionen Hektar oder 82,0 Prozent Privatwald:

  • Privater Kleinwald unter 200 Hektar: 2,153 Millionen Hektar bzw. 54,0 Prozent der Gesamtwaldfläche
  • Privatwald 200 - 1.000 Hektar: 386.000 Hektar bzw. 9,7 Prozent der Gesamtwaldfläche
  • Privatwald > 1.000 Hektar: 729.000 Hektar bzw. 18,3 Prozent der Gesamtwaldfläche

Klassifizierung der Kleinwaldbesitzer in Österreich

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  • 40 % sind „traditionelle Waldeigentümer“ wie Bauern oder Nebenerwerbslandwirte.
  • 28 % sind „Übergangstypen“ wie Kleinstädter mit landwirtschaftlichem Hintergrund oder Berufsaussteiger
  • 32 % sind „neue Waldeigentümer“. Diese Gruppe setzt sich zusammen aus Hofaussteiger, urbane Waldeigentümer und Landwirtschaftsferne Waldeigentümer[14].

In einer neueren Studie wurden drei Typen von Waldbesitzern unterschieden. Die nutzungsorientierte Waldbesitzer (59 %), freizeitbezogene (30 %), und die traditionsverpflichtete Waldbesitzer (9 %). Die Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich der Häufigkeit der Waldbesuche, der Besitzgröße, dem Erziehungsgrad und dem Geschlecht.[15]

Die Wälder Polens umfassen 9.163.800 Hektar und bedecken damit 29,3 Prozent der Landesfläche. 18,8 Prozent der polnischen Waldfläche befindet sich im privaten Eigentum.[16]

In der Schweiz befinden sich 30 Prozent der insgesamt 1,31 Millionen Hektar großen Waldfläche im privaten Eigentum. 240.000 bzw. 97 Prozent der rund 250.000 Schweizer Waldeigentümer sind Privatpersonen. Die durchschnittliche Waldstückgröße beträgt 1,42 Hektar.[17]

Europäische Union

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In der Europäischen Union (EU-28) sind rund 158,8 Millionen Hektar bewaldet. Davon befinden sich 59,7 Prozent im privaten Eigentum. Den höchsten Privatwaldanteil hat Portugal mit 98,4 Prozent, den geringsten Bulgarien mit 13,2 Prozent.[18]

Commons: Private forests in Germany – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL, Hrsg.): Der Wald in Deutschland – Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur. Berlin 2014. (Online-Version, PDF; 5 MB)
  • Hans Leibundgut: Waldbau im Privatwald. Anregungen und Hinweise zu erfolgreicher Waldpflege für den Waldbesitzer. Haupt, Bern/ Stuttgart 1989, ISBN 3-258-04082-6.
  • Jochen Berlit: Betriebskonzept zur Bewirtschaftung eines Privatwaldes. (= Taxationspraxis: F, Forstwirtschaft. Band 14). Sachverständigen-Kuratorium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau, Landespflege, Weinbau, Binnenfischerei, Pferdehaltung. SVK-Verlag, Erndtebrück 1996, ISBN 3-89061-106-0.
  • Ulrich Schraml, Karl-Reinhard Volz (Hrsg.): Urbane Waldbesitzer. Studien zur Beratung und Betreuung im nichtbäuerlichen Kleinprivatwald. (= Freiburger Schriften zur Forst- und Umweltpolitik. Band 1). Kessel, Remagen-Oberwinter 2003, ISBN 3-935638-27-2.
  • Karl-Reinhard Volz: Wem gehört eigentlich der Wald? In: er Bürger im Staat. 1, 2001, S. 51ff. Der deutsche Wald. (Online-Version; PDF; 3,6 MB)

Einzelnachweise

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  1. Forstwirtschaft der östlichen evangelischen Kirchen: zwischen 1945 und 1991, Fred Ruchhöft und Kurt-Winkelmann-Stiftung, BoD – Books on Demand, 2012.
  2. Bis heute halten einige Fürstenhäuser die größten privaten Waldbesitze in Deutschland: Thurn und Taxis: 20.000 Hektar, Fürstenberg: 18.000 Hektar, Hohenzollern-Sigmaringen: 15.000 Hektar, Hatzfeldt-Wildenburg: 15.000 Hektar, Sayn-Wittgenstein-Berleburg: 13.100 Hektar, Oettingen-Wallerstein: 11.000 Hektar, Waldburg-Zeil: 10.000 Hektar sowie in Österreich: Esterházy: 28.300 Hektar, Liechtenstein: 24.000 Hektar, Schwarzenberg: 23.280 Hektar. Quelle: Wald-Prinz.de am 28. Juni 2014: Waldbesitzer: Wem gehört der Wald?
  3. Wald-Prinz.de am 20. Juli 2012: Waldbesitzer: Wem gehört der Wald?
  4. Christine Mattauch am 26. Dezember 2010 in der Wirtschaftswoche: Gloria von Thurn und Taxis: "Wir sind das Land der Bedenkenträger"
  5. Ergebnisdatenbank der Dritten Bundeswaldinventur (2012). Abgerufen am 1. September 2015.
  6. H. Polley, P. Hennig: Waldeigentum im Spiegel der Bundeswaldinventur. In: AFZ-Der Wald. 6/2015.
  7. BMEL (Hrsg.): Der Wald in Deutschland – Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur. S. 9f. Online-Version (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bundeswaldinventur.de (PDF; 5 MB)
  8. K. Giesen: Wem gehört der deutsche Wald? In: AFZ-Der Wald. 9/2015.
  9. a b c d e f g h Ergebnisdatenbank der Dritten Bundeswaldinventur (2012). Abgerufen am 5. November 2015.
  10. Amt für Wald, Natur und Landschaft des Fürstentums Liechtenstein: Landeswaldinventar 2012. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  11. Eurostat TBRFA 200, nach Österreichs Wald befindet sich fest in privater Hand (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive), waldwissen.net
  12. Ministerium für ein lebenswertes Österreich (Hrsg.): Nachhaltige Waldwirtschaft in Österreich - Datensammlung zum österreichischen Wald. Februar, Stand 2015, Tabelle 1.1 Online-Version (Memento vom 19. November 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 21. Oktober 2015.
  13. Österreichische Waldinventur (ÖWI). Abgerufen am 29. Oktober 2015.
  14. Gerhard Weiss, Karl Hogl, Ewald Rametsteiner, Walter Sekot: Privatwald in Österreich – neu entdeckt | Private forest property in Austria – newly discovered. In: Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. Band 158, Nr. 9, September 2007, S. 293–301, doi:10.3188/szf.2007.0293 (szf-jfs.org [PDF; abgerufen am 13. November 2019]).
  15. Ulrike Pröbstl-Haider, Nina Mostegl, Robert Jandl, Herbert Formayer, W Haider, K Pukall, V Melzer,: Bereitschaft zur Klimawandelanpassung durch Kleinwaldbesitzer in Österreich. In: Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. Band 188, Nr. 7/8, 2017, S. 113–126.
  16. Polnische Staatsforsten: The state forests in figures 2013. S. 5. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  17. Bundesamt für Umwelt (BAFU, Hrsg.): Waldbericht 2015. S. 100. Abgerufen am 24. Februar 2020.
  18. Eurostat (Hrsg.): Agriculture, forestry and fishery statistics 2014 edition. S. 143. (Online-Version. Abgerufen am 21. Oktober 2015)