Pythagoreisch

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Das Adjektiv pythagoreisch (Aussprache: pythago--isch) bezieht sich auf den antiken Philosophen und Mathematiker Pythagoras von Samos und seine Lehre, oder, da über seine Lehren wenig gesichertes Wissen besteht, auf die von ihm begründete Schule der Pythagoreer. Es ist Namensbestandteil von Errungenschaften, die Pythagoras oder den Pythagoreern zugeschrieben werden, ohne dass sich in jedem Fall der Wahrheitsgehalt dieser Zuschreibung prüfen lässt.

In der Mathematik werden Ausdrücke, die im Zusammenhang mit dem Satz des Pythagoras stehen, als pythagoreische Formel oder pythagoreische Gleichung bezeichnet. Weitere mathematische Verwendungen sind die pythagoreische Addition, das pythagoreische Tripel, die pythagoreische Primzahl, der pythagoreische Körper und die pythagoreische Geometrie, die beim Bau des Tunnels des Eupalinos eine Rolle gespielt hat, und der David Hilbert eine „nicht-pythagoreische Geometrie“ gegenüberstellte[1].

In der Musik wird den Pythagoreern eine eigenständige pythagoreische Musiktheorie zugeschrieben.[2] Bekannt sind die quintenreine pythagoreische Stimmung, die pythagoreische Wolfsquinte und die Intervalle pythagoreisches Komma und pythagoreische große Terz. Die wohlklingenden pythagoreischen Hämmer werden auf die Legende von Pythagoras in der Schmiede zurückgeführt.

In der Philosophie war der pythagoreische Vegetarismus ein Kernbestandteil des ursprünglichen Pythagoreismus. Zur Lehre von Bescheidenheit wird Pythagoras die Entwicklung des pythagoreischen Bechers zugeschrieben. In der pythagoreischen Kosmologie spielte die Tetraktys eine Schlüsselrolle. Dem pythagoreischen Buchstaben Ypsilon wurde eine besondere geheime Bedeutung zugeschrieben.[3]

Der US-amerikanische Sportjournalist, Historiker und Statistiker George William „Bill“ James (* 1949) entwickelte für den Baseball den an den Satz des Pythagoras erinnernden pythagoreischen Erwartungswert, um Bewertungen und Vorhersagen über die Qualität von Teams zu treffen. Er wird auch in anderen Sportarten wie Basketball, American Football und Eishockey angewendet.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. David Hilbert: Grundlagen der Geometrie. Nachdruck. Severus, Hamburg 2014, ISBN 978-3-86347-946-6, S. 153 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Bartel Leendert van der Waerden: Die Harmonielehre der Pythagoreer. In: Hermes. Band 78, Heft 2, 1943, S. 163–199, JSTOR:4474726.
  3. Y. In: Brockhaus Conversations-Lexikon. Band 8. Leipzig 1811, S. 510 (online auf zeno.org).
  4. Cary Caro, Ryan J. Machtmes: Testing The Utility Of The Pythagorean Expectation Formula… In: Journal of Business & Economics Research. 11, 12, 2013, S. 537, DOI:10.19030/jber.v11i12.8261.