Rafzerfeld

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Die fünf Gemeinden des Rafzerfeldes

Das Rafzerfeld ist eine 50 Quadratkilometer grosse, rechtsrheinische Ebene im Norden des Schweizer Kantons Zürich.

Auf dem vom Bodensee-Thurgletscher aufgeschotterten Rafzerfeld sind zahlreiche archäologische Fundstellen bekannt. Neben Mammutzähnen in den Kiesgruben kamen einige Silexkomplexe und bronze- und eisenzeitliche Grabfunde sowie Einzelfunde – Steinbeile, Münzen, Keramik – zutage. Ihre archäologische Aufarbeitung brachte neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte dieser Landschaft, welche die ältesten Fundstellen des Kantons Zürich birgt, die bis 10'000 v. Chr. zurückreichen. Älteste Siedlungsspuren weisen ins Mesolithikum und mittlere Neolithikum (5. Jh. v. Chr.). Fundstellen im benachbarten und deutschen Gebiet liefern interessante Befunde, etwa die Oppida von Altenburg und Rheinau.

Erste archäologische Luftbildflüge brachten 1991 Bewuchs- und Bodenmerkmale ins Visier; Feldbegehungen analysierten fotografische Strukturen und gaben Hinweise auf historische Siedlungs-, Werk- und Lagerplätze, alte Wege, Grenzen und landwirtschaftliche Tätigkeiten. Schon früh waren Lokalforscher an der Arbeit: Abraham Zimmermann (1897–1976), Rafzer Lehrer und Gründer des Ortsmuseums, Autor der Rafzer Chronik 1970 und Ehrenbürger. Er entdeckte über 20 prähistorische Fundstellen im Rafzerfeld und sammelte Tausende Silices: älteste nacheiszeitliche Belege einer Besiedlung des Kantons Zürich.[1]

Im Bauernkrieg wurden am 4. November 1525 auf dem Rafzerfeld mit 500 Rittern und 1000 Fussknechten unter dem Ritter und Hauptmann Christoph Fuchs von Fuchsberg 200 Klettgauer Bauern getötet und am gleichen Tag abends die restlichen 300 Flüchtenden in Grießen erschlagen.

Das Rafzerfeld und Rafz gelangten 1651 mit den hohen Gerichten an Zürich, da die Grafen von Sulz sich gezwungen sahen, ihre Schulden bei den Zürchern durch Abtretung eines Teils ihrer Landeshoheit im Klettgau abzutragen. Es ist dies ein seltener Fall des Verkaufs von Reichsboden an die Schweiz. 1656 wurde auch der obere Klettgau an die Stadt Schaffhausen verkauft.

Das Gebiet umfasst von West nach Ost die Gemeinden Wasterkingen, Hüntwangen, Wil, Rafz und Eglisau und liegt nördlich des Rheins.

Das Rafzerfeld stellt geologisch den Sander eines grossen Alpengletschers dar, weshalb die abgelagerten Kiesschichten mehrere dutzend Meter mächtig sind. Mehrere Kieswerke bauen diesen Rohstoff ab.

Kiesgrube im Rafzerfeld, im Hintergrund Wil

Im Rafzerfeld gibt es eine Anzahl von Naturschutzprojekten, die die ursprüngliche Artenvielfalt wiederherstellen möchten. Bei diesen Projekten arbeiten Landwirte, Kiesgrubenbesitzer und Naturschutzvereine zusammen. Der 1996 gegründete Verein Natur vom Puur (Natur vom Bauern) initiiert Vernetzungsprojekte, mit denen die Verbreitung und Ansiedlung anspruchsvoller Pflanzen und Tiere mittels ökologischer Ausgleichsflächen, Buntbrachen und speziellem Saatgut gefördert werden sollen. Im Jahre 2003 hat das Amt für Landschaft und Natur des Kantons Zürich das Vernetzungsprojekt Rafzerfeld genehmigt. Durch die Kiesgewinnung sind neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstanden. Die Rekultivierung der Kiesgruben ermöglicht, spezielle Biotope mit Mager- und Trockenwiesen oder Kiesflächen einzurichten. Im Rafzerfeld können neben einer vielfältigen Pflanzenwelt die Feldlerche, der Flussregenpfeifer, Uferschwalben, die Goldammer und der Feldhase beobachtet werden.

  • Hans Hofer: Wirtschafts- und Siedlungsgeographie des Rafzerfeldes und seiner angrenzenden Gebiete, in: Mitteilungen der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft Zürich, Band 40, 1939–1940, S. 1–136 + Tafeln (Digitalisat)

Die Schaffhauser Gratiszeitung Schaffhauser Bock publiziert seit September 2017 eine Lokalausgabe für das Rafzerfeld. Hierfür tauscht sie jeweils auf den ersten vier Seiten Inhalte der Normalausgabe mit solchen aus, die spezifisch das Rafzerfeld sowie den unteren Schaffhauser Kantonsteil betreffen.

Commons: Rafzerfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Patrick Nagy, Dorothea Spörri: Archäologische Forschungen im Rafzer Feld. In: Baudirektion des Kantons Zürich, Kantonsarchäologie (Hrsg.): Berichte der Kantonsarchäologie Zürich. Nr. 14. Fotorotar AG, Zürich und Egg ZH 1998, ISBN 3-905647-88-5, S. 285–297.

Koordinaten: 47° 35′ 44,1″ N, 8° 31′ 26,2″ O; CH1903: 681627 / 272220