Mongkut

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Porträt König Mongkuts im Großen Palast
Unterschrift: S[omdet] P[hra] P[oramenthra] M[aha] Mongkut, Rex Siamensium

Mongkut (Aussprache: [moŋkùt]) oder Rama IV. (* 18. Oktober 1804 in Bangkok, Thailand; † 18. Oktober 1868 ebenda) war von 1851 bis 1868 König von Siam, dem heutigen Thailand. Er gab sich selbst den Namen Phra Chom Klao, gesprochen: [pʰráʔ ʨɔːm klâw], der auch in Thailand verwendet wird (Thai: พระบาทสมเด็จ พระจอมเกล้าเจ้าอยู่หัว).

Vor seiner Thronbesteigung war Mongkut buddhistischer Mönch und begründete den Thammayut-Orden. Auch später noch beschäftigte er sich mit Religionen, Wissenschaft und Geschichte. Mongkuts Herrschaft gilt in vielen Darstellungen der thailändischen Geschichte als Beginn der Modernisierung des Landes. Er schloss eine Reihe wichtiger Verträge mit westlichen Staaten, darunter 1855 den Bowring-Vertrag mit Großbritannien. In seine Amtszeit fällt auch der Beginn offizieller deutsch-thailändischer Beziehungen.

Mongkut mit Tonsur und Mönchsrobe

Prinz Mongkut war der Enkel des Begründers der Chakri-Dynastie Phra Phutthayotfa (Rama I.) und der älteste überlebende Sohn von König Phra Phutthaloetla (Rama II.) und dessen Hauptfrau Königin Sri Suriyendra. Der erste Sohn des Königspaars war bei der Geburt 1801 gestorben. Prinz Chudamani (der spätere Vizekönig Pinklao) war sein vollbürtiger Bruder. Daneben hatte er zahlreiche Halbgeschwister aus den Ehen des Vaters mit seinen Nebenfrauen. Mongkut war fünf Jahre alt, als sein Vater im Jahre 1809 zum König gekrönt wurde. Anschließend hatte er aufgrund des Status seiner Mutter den höchsten Prinzenrang Chao Fa. Zum Uparaja („Vizekönig“ und designierten Thronfolger) ernannte der Vater aber seinen Bruder Maha Senanurak. Da dieser selbst schon vor dem König starb, war die Thronfolge anschließend nicht festgelegt.

Nach dem Tod Ramas II. im Jahr 1824 oblag es daher einem Rat aus Prinzen, Ministern und hohen buddhistischen Geistlichen, einen geeigneten Nachfolger zu bestimmen. Der Rat wählte Mongkuts 16 Jahre älteren Halbbruder Chetsadabodin (Sohn einer der Nebenfrauen des verstorbenen Königs) und dieser wurde zum König gekrönt. Er ging als Rama III. oder Phra Nang Klao in die Geschichtsbücher ein. Mongkut wurde hingegen zum buddhistischen Mönch geweiht. Einige westliche Berichterstatter, die nicht mit den Gepflogenheiten in Siam vertraut waren, bezeichneten Mongkut als den legitimen Thronerben und Chetsadabodin als „unehelichen“ Sohn des verstorbenen Königs, der den Thron usurpiert habe. Sie behaupteten, dass Mongkut in den Mönchsstand fliehen musste, um sein Leben zu retten. Aus thailändischer Sicht waren aber auch Söhne der Nebenfrauen mögliche Nachfolger und die Wahl Chetsadabodins nichts Ungewöhnliches.[1]

Wahrscheinlich ist, dass der alte König noch vor seinem Tod Chetsadabodin zu seinem Nachfolger bestimmt und die Mönchsweihe Mongkuts in die Wege geleitet hatte, um Intrigen oder gar einen Bürgerkrieg um die Thronfolge zu verhindern. Aus einem solchen Konflikt wäre der viel reifere, in Staatsangelegenheiten erfahrene und besser mit politisch einflussreichen Kreisen vernetzte Chetsadabodin wohl ohnehin als Sieger hervorgegangen.[2][3]

Die Zeit als buddhistischer Mönch

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Im Alter von 20 Jahren wurde Prinz Mongkut, wie es die Tradition verlangte, im Wat Samorai (wörtlich „Kloster mit den Ankersteinen“, heute: Wat Rachathiwat) zum Mönch ordiniert (Mönchsname: Vajirañāṇo). Als er nach 3-jährigem Studium die Abschlussprüfung der Pali-Sprache mit Auszeichnung absolvierte, wurde er vom König zum Leiter des Pali-Prüfungsgremiums ernannt. Bei ausgedehnten Pilgerfahrten besuchte er die alten Hauptstädte Ayutthaya und Sukhothai, wo er die König Ramkhamhaeng zugeschriebene und auf das Jahr 1292 datierte Steinstele „Nr. 1“ fand, die als ältestes Dokument in thailändischer Schrift gilt. Ihre Authentizität ist inzwischen allerdings umstritten.[4][5][6] In Nakhon Pathom entdeckte er den vom Dschungel überwucherten Phra Pathom Chedi. Er lernte das ganze Land sozusagen „von unten her“ kennen. Später, nachdem er zum Abt des Wat Bowonniwet berufen worden war, gründete er den Thammayut-Orden. In seiner Klosterzeit lernte er Latein und Englisch und setzte sich intensiv mit der europäischen Wissenschaft (besonders der Astronomie) und Kultur auseinander. Zu seinen Gesprächspartnern zählten z. B. der französische Bischof Jean-Baptiste Pallegoix und die protestantischen amerikanischen Missionare Caswell und Bradley. In diesem Zusammenhang ist von Prinz Mongkut dieser Kommentar zum Christentum überliefert: „Was Ihr die Menschen zu tun lehrt, ist bewundernswert. Aber was Ihr sie zu glauben lehrt, ist töricht.“[7]

Krönung zum König von Siam

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König Mongkut 1866 im Ornat
König Mongkut in europäischer Uniform; Photographie von John Thomson, 1865 oder ’66
König Mongkut mit seinem Sohn und Thronfolger Prinz Chulalongkorn

Als König Rama III. 1851 starb, wurde Prinz Mongkut von seinem Amt als Abt abberufen und am 15. Mai um 07:30 Uhr in einer grandiosen Zeremonie als Phrabat Somdet Phra Chom Klao Chaoyuhua (thailändisch พระบาทสมเด็จพระจอมเกล้าเจ้าอยู่หัว) zum König von Siam gekrönt. Er bestieg den Thron als ein Mann, der sowohl sein eigenes Land als auch das Ausland gut kannte.

Die Politik von Rama IV.

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Rama IV. führte eine alte Tradition aus Ayutthaya fort, indem er seinen jüngeren Bruder Chuta Mani als Uparat (etwa: „Zweiter König“) einsetzte, der als König Pinklao für die Verteidigung und das Militär zuständig war.

Bildungspolitik

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Rama IV. ließ für Kinder der Höflinge und seinen zahlreichen Nachwuchs im Palast eine Schule einrichten. Die Schüler wurden angehalten, die englische Sprache zu erlernen. Von 1862 bis 1867 wurden sie von der Britin Anna Leonowens unterrichtet.

1855 gründete er im Palast eine erste Druckerei, in der das Amtsblatt Government Gazette hergestellt wurde.

Wirtschaftspolitik

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Für die Stabilisierung der Wirtschaft schloss Mongkut Handelsabkommen mit England, den USA, Dänemark und Frankreich ab und ließ die Königliche Münze errichten. Die starke Erweiterung des Handelsvolumens, insbesondere zwischen Siam und England, sorgte für die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Hauptstadt, Bangkok wuchs deshalb kräftig und musste um Kanäle und Straßen (unter anderem die Thanon Silom und die Thanon Charoen Krung – die erste gepflasterte Straße Siams) erweitert werden. War zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch China der wichtigste Handelspartner des Reiches, so trat nach der Schwächung des Reiches der Mitte als Folge der Opiumkriege England an dessen Stelle.

König Mongkut (Rama IV.) setzte die seit König Narai bewährte Schaukelpolitik gegenüber den Kolonialmächten erfolgreich fort und konnte somit Siams Unabhängigkeit wahren. Gegenüber China verhielt sich Mongkut selbstbewusster als seine Vorgänger und versuchte den Eindruck zu vermeiden, Siam wäre dessen Vasall[8]. Er wusste besser als die anderen Monarchen in Südostasien, welche Weltsicht Europa hatte und dass eine Tributpflicht gegenüber China seinem Reich nichts nützen würde.

Rama IV. als Autor und Wissenschaftler

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Kulturgeschichte

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Wie seine Vorgänger verfasste Rama IV. auch selbst Bücher, vor allem zur Geschichte und zu den Sitten des Landes, aber auch über die Legende des Smaragd-Buddha, der im Wat Phra Kaeo in Bangkok seinen Platz gefunden hatte. Er führte auch das Urheberrecht in Siam ein.

Seine Liebe zur Wissenschaft brachte ihm indirekt den Tod: Er hatte die Sonnenfinsternis vom 18. August 1868 vorausberechnet, in der Bahn des Kernschattens bei Prachuap Khiri Khan (99,7° O, 11,45° NKoordinaten: 11° 39′ 0″ N, 99° 42′ 0″ O) einen Beobachtungsstand erbauen lassen und viele Wissenschaftler und Würdenträger wie den Gouverneur von Singapur, Sir Henry Orde, eingeladen.[9] Die Sonnenfinsternis fand exakt so statt, wie der König es berechnet hatte. Der Platz lag jedoch in einem Sumpfgebiet voller Moskitoschwärme, so dass der König sich mit Malaria infizierte, an der er am 18. Oktober 1868, seinem 64. Geburtstag, in Bangkok verstarb.

Zum Nachfolger wurde sein ältester Sohn Chulalongkorn bestimmt, der den Herrschernamen Phrabat Somdet Phra Chula Chomklao Chaoyuhua annahm.

Ein im Jahr 1861 noch an den scheidenden amerikanischen Präsidenten James Buchanan gerichtetes Angebot Ramas IV., den USA eine Herde Elefanten zuzuwenden, wurde 1862 von Buchanans Nachfolger Abraham Lincoln höflich, doch unter Verweis zum einen darauf, dass das amerikanische Gebiet nicht in für Elefanten zuträgliche Breiten reiche, zum anderen auf die in den USA bereits verbreitete Nutzung der Dampfkraft abgelehnt.[10]

Einzelnachweise

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  1. Barend Jan Terwiel: Thailand's Political History. From the Fall of Ayutthaya in 1767 to Recent Times. River Books, Bangkok 2005, S. 107.
  2. Norman G. Owen: The Emergence Of Modern Southeast Asia. A New History. University of Hawai’i Press, Honolulu 2005, S. 95.
  3. Wyatt: Thailand. 2003, S. 151.
  4. Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands. 2010, S. 32.
  5. James Robert Chamberlain: The Ram Khamhaeng Controversy. Collected Papers. The Siam Society, 1991
  6. Barend Jan Terwiel: The Ram Khamhaeng Inscription. The fake that did not come true. Reihe Gelbe Erde 5, Ostasien-Verlag, Gossenberg 2010.
  7. Manuel Sarkisyanz: Die Kulturen Kontinental-Südostasiens. Kambodscha, Birma, Thailand, Laos, Vietnam, Malaya. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, 1979, S. 95
  8. Stuart-Fox (2003), S. 119
  9. siehe: Artikel der Mahidol-Universität (auf Englisch)
  10. https://www.battlefields.org/learn/primary-sources/lincoln-rejects-king-siams-offer-elephants
Commons: Mongkut – Sammlung von Bildern