SS-Junkerschule Prag-Dewitz

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Das Gebäude beherbergt heute das Rektorat der Technischen Universität.

Die SS-Junkerschule Prag-Dewitz war in der Zeit des Nationalsozialismus eine von fünf Kriegsschulen (Junkerschulen), in denen die Waffen-SS ihren militärischen Nachwuchs ausbildete. Sie bestand von 1944 bis 1945 und hatte ihren Standort im nordwestlichen Prager Stadtteil Dejvice (deutsch: Dewitz).

Aufbau und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schule wurde im Frühsommer 1944 auf Befehl des SS-Führungshauptamtes eingerichtet.[1] Die SS arbeitete seit den Luftangriffen der Alliierten auf Berlin an einer Verlegung vieler ihrer Einrichtungen ins „Protektorat Böhmen und Mähren“.[2] Untergebracht war die SS-Junkerschule Prag-Dewitz im Gebäude der Neuen Technischen Hochschule, das damals die Anschrift Bei der Neuen Technik 14, Prag XIX trug (heute: ul. Zikova).[3] Ihren Betrieb nahm sie am 3. Juli 1944 auf.[1]

Das Unterrichtsprogramm der SS-Junkerschule Prag-Dewitz umfasste neben Kriegs-Junkerlehrgängen, in denen der Führungsnachwuchs der Waffen-SS ausgebildet wurde, auch Lehrgänge für versehrte SS-Junker.[1]

Gegliedert war sie in eine Lehrgruppe mit 4 Inspektionen (etwa: Fachbereiche), die je 3–4 Junkerschaften umfassten. Im August 1944 wurde eine fünfte Inspektion ergänzt, in der Sanitäts-Führeranwärter ausgebildet wurden. Kommandiert wurde die Schule von SS-Standartenführer Wolfgang Jörchel (1907–1945).[1] Jörchel, ein Absolvent der SS-Junkerschule Bad Tölz, hatte zuletzt das SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiment 48 „General Seyffardt“ befehligt, war seit April 1944 Ritterkreuz-Träger und stieg in der Waffen-SS im September 1944 in den Rang eines Standartenführer auf. Am 12. Mai 1945 kam er in Prag nach einer Festnahme durch tschechische Personen unter ungeklärten Umständen ums Leben.[4]

Am 13. April 1945 wurde die Schule aufgelöst. Lehrpersonal und Lehrgangsteilnehmer wurden an verschiedene Einsatzorte versetzt:[1]

  • ein Teil der Lehrgangsteilnehmer zu Feldeinheiten der Waffen-SS
  • ein Teil des Lehrpersonals und Lehrgangsteilnehmer der I. und II. Inspektion nach Prag-Rusin (Ruzyně), wo sie ins SS-Regiment „Mähren“ eingegliedert wurden
  • Teile des Lehrgangs auf den SS-Truppenübungsplatz Böhmen
  • Lehrgangsteilnehmer aus der Flak-Inspektion zur SS-Alarm-Flak-Batterie Prag

Zu den Ausbildungseinrichtungen, die die Junkerschule benutzte, zählte auch der bei Benešov (dt. Beneschau) gelegene SS-Truppenübungsplatz Böhmen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Richard Schulze-Kossens: Militärischer Führernachwuchs der Waffen-SS. 2. Auflage. Munin, Osnabrück 1982, ISBN 3-921242-71-1, S. 73.
  2. Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag: Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Campus, Frankfurt, New York 2002, ISBN 978-3-593-37060-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Josef Pfitzner: Úrední korespondence Josefa Pfitznera s Karlem Hermannem Frankem. Scriptorium, 2000, S. 156.
  4. Joerchel, Wolfgang. Abgerufen am 8. Februar 2018.Wolfgang Jörchel. Abgerufen am 7. Februar 2018.

Koordinaten: 50° 6′ 8″ N, 14° 23′ 18,6″ O