Salambo

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Salambo, französischer Originaltitel Salammbô, ist ein 1862 erschienener historischer Roman von Gustave Flaubert. Das Werk schildert, angelehnt an historische Begebenheiten, den Verlauf des Söldneraufstands, der nach der Niederlage Karthagos im Ersten Punischen Krieg 241 bis etwa 238 v. Chr. in Nordafrika ausbrach. Die Titelfigur Salammbô, im Roman die Tochter des karthagischen Feldherrn Hamilkar Barkas, ist indes fiktiv. Flauberts Roman, dessen exotisch-drastische Schilderungen das zeitgenössische Publikum sehr beeindruckten, wurde mehrmals dramatisiert, u. a. in einer unvollendeten Oper von Mussorgski.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein prunkvolles Festmahl, das in den Gärten Hamilkar Barkas’ ausgerichtet wird, um die bisher nicht entlohnten Söldner zu besänftigen, eskaliert mit der wachsenden Trunkenheit der Söldner. Sie befreien karthagische Sklaven, darunter Spendius, der die Söldner aufwiegelt, die Pokale der Heiligen Legion herbeischaffen zu lassen. Gisko, der General, der die Söldner in Sizilien befehligt hat, erscheint und versucht sie zu beschwichtigen, zieht aber in der aufgeheizten Stimmung wieder ab. Einige Söldner vergehen sich an den heiligen Fischen der Familie Hamilkars, die sie töten und damit dessen Tochter Salammbô auf den Plan rufen. Begleitet von den Priestern der Tanit, klagt sie um ihre Fische und macht den Söldnern Vorwürfe, bemüht sich aber ebenfalls um Versöhnung. Der libysche Söldner Mâtho ist von ihrer Erscheinung ebenso hingerissen wie alle übrigen und erregt damit die Eifersucht des numidischen Prinzen Narr’Havas, der im Hause Barkas weilt. Der verletzt ihn, und im Trubel verschwindet Salammbô. Mâtho folgt ihr zum verschlossenen Palast, seinerseits gefolgt von Spendius, der sich ihm, seinem Befreier, als Sklave andient und ihn zum Aufstand gegen Karthago bewegen möchte.

In Sikka[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Söldnerheer bricht von Karthago zu einem siebentägigen Marsch nach Sikka auf, da man ihnen unter dieser Bedingung die Auszahlung ihres Soldes zugesichert hat. In der Ebene vor der Stadt schlagen sie ihr Lager auf. Mâtho hängt völlig lethargisch seinen Gedanken an Salammbô nach, das Verhältnis zu Narr’Havas ist von Misstrauen geprägt; Spendius folgt Mâtho auf Schritt und Tritt und ist voller Tatendrang. Schließlich trifft der Suffet Hanno ein, allerdings nur, um die Söldner weiter zu vertrösten. Da die Söldner nicht Punisch sprechen, können die meisten Hannos Rede aber nicht folgen. Spendius nutzt die Gunst der Stunde, gibt sich als Übersetzer aus, dreht Hanno aber die Worte im Mund um und verstärkt somit den im Heer schon schwelenden Hass auf Karthago. Da taucht auch noch Zarxas auf, Überlebender eines Massakers, das die Karthager an einer Einheit von balearischen Schleuderern verübt haben, die den Auszug des Heeres verpasst hatte, und schildert die Gräueltaten, die er erlebt hat. Hanno flieht mit seiner Leibwache aus der bedrohlichen Lage, und das Heer setzt sich wieder gegen Karthago in Bewegung. Als Letzte verlassen Mâtho und Spendius die Ebene.

Salammbô[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salammbô verrichtet ihr nächtliches kultisches Gebet an Tanit, die sie in ihrer Ausprägung als Mondgöttin verehrt. Sie fühlt sich so stark zu ihr hingezogen, dass sich selbst ihr Gesundheitszustand mit den Mondphasen verschlechtert und bessert. Begleitet wird sie von ihrer Amme, der freigelassenen Sklavin Taanach. Auch lässt sie nach ihrem Lehrer Schahabarim schicken, dem Hohepriester der Tanit, und bittet ihn ohne Erfolg, sie das Kultbild der Tanit sehen zu lassen. Es werden der Schöpfungsmythos und die wichtigen Gottheiten Karthagos vorgestellt: Eschmun, Melkarth und Baal-Khamon. In der Morgendämmerung erscheint am Horizont das nahende Söldnerheer.

Der Kampf um Karthago[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Söldner belagern Karthago und fordern ihren Sold und Salammbô als Geisel. Hamilkar kehrt aus Spanien zurück und übernimmt das Kommando. Er schlägt die Söldner in mehreren Schlachten zurück und verbündet sich mit Narr’Havas. Mâtho und Spendius dringen in den Tempel der Tanit ein und rauben das heilige Schleierkleid, das Salammbô beschützen soll.

Die Rache der Götter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salammbô wird krank und glaubt, dass sie das Schleierkleid zurückbringen muss, um die Götter zu versöhnen. Sie begibt sich in das Lager der Söldner und trifft Mâtho, der sie liebt und ihr das Kleid gibt. Sie flieht mit dem Kleid, aber Mâtho folgt ihr. Hamilkar und Narr’Havas besiegen die Söldner endgültig und nehmen Mâtho gefangen. Salammbô stirbt an einer mysteriösen Krankheit, kurz nachdem sie Mâtho am Kreuz hat sterben sehen.

Entstehungsgeschichte und Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flauberts Hauptquelle war Buch I der Historien, geschrieben vom griechischen Historiker Polybios. Nach den rechtlichen Problemen, die auf die Veröffentlichung von Madame Bovary folgten, suchte Flaubert ein weniger kontroverses Thema für seinen nächsten Roman1. Im Jahr 1857 entschied er sich, in Karthago zu forschen. Vom 12. April bis zum 5. Juni 1858 reiste Flaubert nach Tunesien, um die Schauplätze seines Romans zu erkunden, obgleich aus der Antike wenig erhalten geblieben war. Der Roman wurde ein Bestseller, obwohl seine Gewalt und Sinnlichkeit wenig Bezug zu Flauberts vorheriger Arbeit hatten. Er wurde für seinen Stil und seine Geschichte gelobt. Seine Beschreibungen der karthagischen Kostüme beeinflussten die zeitgenössische Mode, und die Aufmerksamkeit, die Flaubert dem römischen Nordafrika schenkte, weckte ein neues Interesse an archäologischen Erforschungen.

Adaptionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salammbô, Gemälde von Gaston Bussière, 1907

Der Stoff des Romans und die Figur der Salambo sind auf verschiedenste Weise adaptiert worden:

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildende Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salambô et les Colombes, Georges-Antoine Rochegrosse, 1893

Andere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Französisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Salammbô. Michel Lévy frères, Paris 1863 (Erstausgabe, erschienen am 24. November 1862).
  • Salammbô. Édition définitive avec des documents nouveaux. G. Charpentier, Paris 1874 (Ausgabe letzter Hand). Ein Digitalisat einer Neuauflage von 1881 findet sich online auf den Seiten der Französischen Nationalbibliothek.

Deutsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es liegen mehrere Übersetzungen ins Deutsche vor:

Sekundärliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexej Baskakov: Vom Realismus zur Moderne. Die Darstellung des antiken Orients in „Salammbô“ von Gustave Flaubert und „Joseph und seine Brüder“ von Thomas Mann. (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft; 280). Königshausen u. Neumann, Würzburg 1999, ISBN 3-8260-1678-5.
  • Volker Dürr: Flaubert’s Salammbô: The Ancient Orient as a Political Allegory of Nineteenth-century France. Peter Lang, New York 2002, ISBN 0-8204-5676-4.
  • Daniel Fauvel und Yvan Leclerc (Hrsg.): Salammbô de Flaubert: Histoire, fiction. Honoré Champion, Paris 1999, ISBN 2-7453-0058-X (= Romantisme et modernités 22).
  • Bernard Gagnebin: Flaubert et Salammbô: Genèse d’un texte. Presses universitaires de France, Paris 1992, ISBN 2-13-044137-8.
  • Anne Green: Flaubert and the Historical Novel: Salammbô Reassessed. Cambridge University Press, Cambridge und New York 1981, ISBN 0-521-23765-3.
  • Klaus Ley (Hrsg.): Flauberts Salammbô in Musik, Malerei, Literatur und Film. Aufsätze und Texte. Gunter Narr Verlag, Tübingen 1998, ISBN 3-8233-5185-0.
  • Henri Scepi: „Salammbô“ de Flaubert. Gallimard, Paris 2003, ISBN 2-07-041910-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Salammbô – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Gustave Flaubert: Salambo. Projekt Castellio (aktiviertes JavaScript erforderlich) (deutsch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Loves of Salammbo (Originaltitel „Salammbô“) bei IMDb