Sigismund Born

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Sigismund Simon Born (geb. 12. Dezember 1849 in Padligar, Kreis Züllichau-Schwiebus[1]; gest. 23. Oktober 1901 in Pankow bei Berlin) war ein deutscher Bankier, Leiter und Mitinhaber der Privatbank Born & Busse in der Behrenstraße 31 in Berlin.

Bankhaus Born & Busse, Behrenstraße 31, Berlin, 1885
Gedenktafel „II.Waisenhaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in Pankow“, 1902

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eltern Aron und Jeanette Born, geb. Horrwitz, waren Kaufleute in Züllichau. Sigismund Born und seine drei Brüder Moritz, Ludwig und Julius wurden Bankiers in Berlin und Wien.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bankhaus Born & Busse wurde 1868 als Bank und Wechselgeschäft in Berlin gegründet, gewann in den 1870er Jahren rasch an Bedeutung und gehörte als renommierte Privatbank Berlins der 1881 gegründeten sog. Stempelvereinigung (seit 1900: „Vereinigung der Berliner Banken und Bankiers“) an.[2] Neben dem Inlandsgeschäft mit vor allem Industriebeteiligungen und der Immobilienwirtschaft gehörte das Bankhaus Born Busse mit 12 anderen deutschen Banken unter Führung der Diskontgesellschaft spätestens seit 1901 zur 1889 gegründeten Deutsch-Asiatischen Bank.[3][4] Nach dem Tode der Gründer Baron Julius von Born und seines Bruders Sigismund Born fusionierte die Bank für rund 25 Millionen Mark 1906/07 mit der Nationalbank für Deutschland.[5]

Das Bankhaus Born & Busse war u. a. Hausbank der Bismarckhütte[6][7] und vor allem des Loewe-Konzerns[8], in dem Born von 1880 bis 1891 den Aufsichtsrat als Vorsitzender leitete[9][10] und in dem auch seine Brüder Julius und Ludwig sowie u. a. Max von Duttenhofer und in späteren Jahren Walther Rathenau[11] (spätere Reichsaußenminister) und Hjalmar Schacht (späterer Reichsbankpräsident sowie Reichswirtschaftsminister) saßen.

Born finanzierte zusammen mit August Thyssen und der amerikanischen Thomson-Houston Electric Company (später General Electric) die Gründung der Union-Elektrizitätsgesellschaft (UEG) von Isidor Loewe, die den Auftrag zur Elektrifizierung der Berliner Straßenbahn erhielt und 1903 mit der AEG fusionierte, in deren Aufsichtsrat er ebenfalls vertreten war.[12]

Zusammen mit anderen Banken (Darmstädter Bank, Disconto-Gesellschaft, Dresdner Bank und S. Bleichröder) finanzierten Sigismund und sein Bruder Julius Born am 27. September 1894 mit rund 15 Millionen Mark die Gründung der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, abgekürzt Gesfürel, durch Ludwig und Isidor Loewe.[13]

Mit Ludwig Max Goldberger gründete Born 1888 die Internationale Bank mit einem Gründungskapital von 20 Millionen Mark. Unter seinem Vorsitz verdoppelte die Bank rasch ihr Vermögen auf 40 Millionen Mark, musste aber aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten bei der Schweizer Centralbahn mit der Berliner Handelsgesellschaft fusionieren, die sein Bruder Julius leitete.[14][15]

Jenny und Sigismund Born stifteten mehrere Wohlfahrtseinrichtungen u. a. zur Unterstützung jüdischer Armer (Jenny und Sigismund Born Stiftung mit 10.000 Reichsmark) oder für verarmte jüdische Kaufleute (Sigismund Born Stiftung mit 125.000 Reichsmark).[16] 1894 stiftete Sigismund Born 60.000 Mark an die Stiftungen Korporation der Kaufmannschaft Berlin.[17]

Sie wohnten zunächst Unter den Linden 6a und zogen dann in ihre Villa in die Tiergartenstraße 6 in Berlin, die baulich Schinkels Charlottenhof in Sanssouci zitiert.[18] In den 20er und 30er Jahren vermietete Jenny Born einen Teil ihrer Villa an das Italienische Generalkonsulat.[19] Heute befindet sich auf den Grundstücken der Tiergartenstraße 6 und 7 das Kunstgewerbemuseum Berlin.

„Sigismund Born, ein Mann von ungewöhnlicher hoher Begabung, ist leider in geistiger Umnachtung gestorben“, bedauert der bekannte Bankier Carl Fürstenberg in seinen Memoiren.[20]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sigismund heiratete Jenny Lachmann (1858–1934), Tochter des Kaufmanns Julius Lachmann und dessen Frau Johanna Lachmann, geborene Levinsohn (Czapski). Die Familie Lachmann gehörte zu den reichsten jüdischen Kaufmanns- und Bankiersfamilien. Jennys Onkel Salomon Lachmann war Geheimer Kommerzienrat, Onkel Caspar Lachmann war Stadtrat und Onkel Louis Lachmann Architekt und Bauunternehmer. Alle besaßen ebenfalls große Villen in der Tiergartenstraße. Jennys Cousine Cäcilia Liebermann war verheiratet mit Felix Liebermann, dem Bruder des Malers Max Liebermann.

Sigismund und Jenny Born hatten drei Kinder.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jews in the German Economy: The German-Jewish Economic Elite, 1820-1935. W.E. Mosse, Oxford 1987, S. 283, 288, 291 und 341

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Gemeindebote, Beilage zur Allgemeinen Zeitung des Judenthums. Band 57, Nr. 16, 21. April 1893, S. 2.
  2. Carmen Buxbaum: Anlegerschutz zwischen Bankbedingungen und Rechtsnormen. Schriften zur Rechtsgeschichte, Heft 92. Duncker & Humblot, Berlin 2002, S. 395.
  3. Otto Jeidels: Das Verhältnis der deutschen Grossbanken zur Industrie mit besonderer Berücksichtigung der Eisenindustrie Abschnitt II Die Entwicklung der Grossbanken. Hrsg.: Friedrich-Wilhelms-Universitat zu Berlin. Berlin 1905, S. 34.
  4. Frank H. H. King: The Hongkong Bank in the period of imperialism and war, 1895-1918 : Wayfoong, the focus of wealth. Cambridge University Press, Cambridge [England] ; New York 2002, S. 536.
  5. Max Lewy: Die Nationalbank für Deutschland zu Berlin 1881 - 1909. Berlin 1911, S. 24 - 25.
  6. Jahrbuch der Berliner Börse : Ein Nachschlagebuch für Bankiers und Kapitalisten. Berlin 1907, S. 967.
  7. Sidney Osborne: The Upper Silesian question and Germany's coal problem. Allen and Unwin, London 1920, S. 165.
  8. Carl Fürstenberg: Die Lebensgeschichte eins deutschen Bankiers 1870-1914. Hrsg.: Carl Fürstenberg. Ullstein, Berlin 1933, S. 126–127.
  9. Albert Gieseler: Ludwig Loewe & Co. AG. Albert Gieseler, Mannheim, Germany, 2009, abgerufen am 7. Januar 2023 (deutsch).
  10. Die Deutschen elektrischen Strassenbahnen, Klein-und Pferdebahnen sowie die electrotechnischen Fabriken, Elektricitätswerke samt Hilfsgeschäften im Besitze von Aktien-Gesellschaften. Leipzig 1897, S. 66.
  11. Harry Wilde: Walther Rathenau in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, S. 170.
  12. Hans Herzfeld, Gerd Heinrich: Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg.: Historische Kommission zu Berlin. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 1968, S. 374.
  13. Kurt Zielenzinger: Juden in der deutschen Wirtschaft. Weltverlag, Berlin 1930, S. 110.
  14. Carl Fürstenberg: Die Lebensgeschichte eins deutschen Bankiers 1870-1914. Hrsg.: Carl Fürstenberg. Ullstein, Berlin 1933, S. 274.
  15. Christof Biggeleben: Das "Bollwerk des Bürgertums": die Berliner Kaufmannschaft 1870-1920. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-54993-4, S. 146.
  16. Die Wohlfahrtseinrichtungen von Gross-Berlin: Nebst einem Wegweiser für die praktische Ausübung der Armenpflege in Berlin. Berlin 1910, S. 249 und 294.
  17. Christof Biggeleben: Das "Bollwerk des Bürgertums": die Berliner Kaufmannschaft 1870-1920. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-54993-4, S. 197 und 204.
  18. Azra Charbonnier: Carl Heinrich Eduard Knoblauch 1801-1865: Architekt des Bürgertums. Deutscher Kunstverlag, 2007, S. 46.
  19. Leo Baeck yearbook, 1998. No. 43. Band 43. Secker & Warburg, London, S. 340.
  20. Carl Fürstenberg: Die Lebensgeschichte eins deutschen Bankiers 1870-1914. Hrsg.: Carl Fürstenberg. Ullstein, Berlin 1933, S. 126.