St. Martinus (Niederpleis)

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St. Martinus zu Niederpleis
Frontansicht der Kirche
Innenansicht

Sankt Martinus ist die römisch-katholische Pfarrkirche zu Niederpleis, einem Ortsteil von Sankt Augustin (Rhein-Sieg-Kreis) in Nordrhein-Westfalen. Sie gehört zum Katholischen Seelsorgebereich Sankt Augustin im Kreisdekanat Rhein-Sieg-Kreis des Erzbistums Köln. Von der romanischen Kirche hat sich der Turm erhalten.

Zu der Pfarrei St. Martinus gehören auch die beiden Filialkirchen St. Georg in Buisdorf und St. Mariä Himmelfahrt in Birlinghoven.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Bau einer karolingischen Saalkirche kam es in Niederpleis möglicherweise schon im 9. Jahrhundert. Erster urkundlicher Beleg der Kirche, die zu diesem Zeitpunkt noch dem heiligen Georg gewidmet war, stammt aus dem 12. Jahrhundert, als sich das Bonner Cassius-Stift und die Abtei Siegburg 1132 in einem Vergleich über die Besitzrechte an der Kirche einigten. Hierbei wurde festgestellt, dass der Kölner Erzbischof Anno II. die Kirche vom Cassiusstift eingetauscht und der Abtei Siegburg bei deren Gründung 1064 geschenkt habe.

Ältester Teil der Kirche ist der romanische Westturm aus dem 12. Jahrhundert. Sein Turmhelm und das Obergeschoss wurden 1682 aus Ziegelmauerwerk erneuert. 1689 wechselte das Patrozinium der Kirche aus unbekannten Gründen zum heiligen Martin von Tours hin. 1824 wurde das alte Langhaus nach Plänen des bedeutenden preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel durch ein neues ersetzt.[1] Dieses wurde 1906 nach Osten verlängert und ein Querschiff und Chor hinzugefügt. Die Orgel der Firma Klais Orgelbau aus Bonn stammt aus dem Jahr 1967 (Opus 1374).[2]

Der im Jahr 2000 fertiggestellte Siegauentunnel der Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main verläuft direkt unter der Kirche. Beim Bau wurden sowohl die Kirche als auch mehrere Gräber auf dem benachbarten Friedhof beschädigt, darunter das des Sankt Augustiner Ehrenbürgers Andreas Schmitz, der sich jahrelang als Kirchenvorstands-Vize aus Angst vor einer Störung der Totenruhe gegen den Tunnelbau eingesetzt hatte.[3][4]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Turm der Kirche erklingt das Motiv „O Heiland, reiß die Himmel auf“. Die ältesten der vier Glocken stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden von Georg (1832) beziehungsweise Christian (1880) Claren aus Sieglar gegossen. Die beiden Glocken aus dem 20. Jahrhundert sind von der Firma Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher, die bereits 1934 eine nicht mehr erhaltene Glocke für St. Martinus hergestellt hatte.[5]

Nr.  Name  Durchmesser

(mm)

Masse

(kg)

Schlagton

(HT-1/16)

Gussjahr Inschrift 
I Franziskus 1385 1600 d' -5 1977 „Gelobt seist du, mein Herr: Heiliger Franziskus, bitte für uns.
Pfarre St. Martinus, Niederpleis 1977“
II Maria 1182 900 f' -3 1880 „Als frommes Lob möge sie erklingen. Auch sei Maria Beschützerin.“ (Übers.)
III Martinus 1011 600 g' -2 1832 „Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, Blitze breche ich.
Auf Kosten der Gemeinde und durch die besondere Sorge des hochwürdigen Herrn Franc. Peter Schieren Marcodurani, Pfarrer in Niederpleis, goss mich Georg Claren in Sieglar und man weihte mich zu Ehren des hl. Bischof Martin.“ (Übers.)
IV Antonius 923 420 a' -7 1955 „Hl. Antonius, Hl. Georg, Hl. Martinus, bitte für uns. Zum Andenken an den vermissten Jakob Startz und alle Vermissten der Pfarrgemeinde Niederpleis. A. D. 1955“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler des Siegkreises. Düsseldorf 1907.
  • Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Siegkreises. Düsseldorf 1907.
  • Heinrich Adolphs: Die Burg Niederpleis. In: Beiträge zur Stadtgeschichte. Band 3. Sankt Augustin 1984, S. 12.
  • Wilhelm Schumacher: Alte Buisdorfer Grabkreuze auf dem Friedhof in Niederpleis. In: Beiträge zur Stadtgeschichte. Band 11. Sankt Augustin 1989.
  • Wilhelm Schumacher: Alte Grabkreuze auf dem Friedhof in Niederpleis. In: Beiträge zur Stadtgeschichte. Band 31. Sankt Augustin 1999.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Martinus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martina Welt: Architektur in Sankt Augustin - Niederpleis hat einen Schinkel. In: General-Anzeiger. 7. Mai 2019, abgerufen am 4. Juli 2019.
  2. Opusliste. (PDF) In: Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG. S. 16, abgerufen am 4. Juni 2021.
  3. Axel Vogel: Maler und Steinmetz verfüllen die lange Risse. In: General-Anzeiger Bonn. Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH, Bonn 13. August 2003 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 1. Dezember 2018]).
  4. PIETÄT: Bahn sprengt Gruft. In: Der Spiegel. 9. Juni 1999, abgerufen am 7. April 2020.
  5. Gerhard Hoffs: Glocken im Dekanat Siegburg/Sankt Augustin. Hrsg.: Erzbistum Köln. S. 65–70 (erzbistum-koeln.de [PDF; abgerufen am 4. Juni 2021]).

Koordinaten: 50° 46′ 40,9″ N, 7° 13′ 11,8″ O