Terroranschlag in Kabul am 23. Juli 2016

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Bei dem Selbstmordanschlag in Kabul am 23. Juli 2016 auf eine friedlichen Demonstration der Minderheit der Hazara wurden 80 Menschen getötet und 231 verletzt. Zwei Attentäter der Terrororganisation des sogenannten Islamischen Staates (IS) sprengten sich auf einem Platz in Kabul inmitten der Demonstration in die Luft.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hasara zählen rund drei Millionen Angehörige und sprechen eine persische Mundart. Sie sind im Gegensatz zur Mehrheit der afghanischen Bevölkerung (und auch der Taliban),[2] die sunnitischen Glaubens ist, mehrheitlich Schiiten und gelten, wie alle schiitischen Glaubensrichtungen bei den sunnitischen IS-Terroristen als Ungläubige. Die Hasara leiden seit langem unter Diskriminierung und Verfolgung sowie wirtschaftlicher Benachteiligung.

Die Kämpfer des IS rekrutieren sich in Afghanistan vor allem aus den Reihen der alten Islamischen Bewegung Usbekistans (IMU). Sie haben ihren Schwerpunkt in Teilen der Provinz Nangahar, die zwischen der Hauptstadt Kabul und der Grenze zu Pakistan liegt, und stehen in Konkurrenz zu den Talibanmilizen, die sie bekämpfen.[2][3]

Beobachter sehen angesichts der Bedrohung durch den IS eine zunehmende Verunsicherung bei den Hazara, die viele in die Flucht treiben werde. Die Volksgruppe stellte bereits 2015 einen großen Teil der aus Afghanistan kommenden Flüchtlinge in Europa.[2][4]

Anschlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Juli 2016 kam es zu einer Demonstration von Angehörigen der Hazara in Kabul, die von der Zentralregierung eine Überlandstromleitung durch ihre Heimatprovinz Bamiyan forderten. In dem Tausende Menschen umfassenden Demonstrationszug sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei wurden 80 Menschen getötet und 231 verletzt.[5][6] Ein dritter Selbstmordattentäter wurde von Sicherheitskräften erschossen.[7]

Aus afghanischen Sicherheitskreisen wurde mitgeteilt, dass ein IS-Kommandeur aus der Provinz Nangahar, der Nachbarprovinz von Bamiyan, den Anschlag angeordnet habe.[2][8]

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif verurteilte den Anschlag und erklärte, dass „das terroristische Attentat in Afghanistan […] ein neuer Akt der Barbarei von Daesch“ sei. Er rief zur Einheit der Konfessionen auf. Schiiten und Sunniten müssten sich vereinen, um die Extremisten zu besiegen.[9] Der afghanische Präsident Aschraf Ghani erklärte in einer Fernsehansprache den folgenden Tag zum nationalen Trauertag und drohte den Verursachern des Anschlags mit Vergeltung.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Latest: 10-Day Ban on Public Gatherings in Afghanistan. Associated Press via ABC News, 23. Juli 2016, abgerufen am 25. Juli 2016 (englisch).
  2. a b c d Willi Germund: Anschlag in Afghanistan: Kabul kündigt Vergeltung an. In: fr-online.de. 24. Juli 2016 (fr.de [abgerufen am 25. Juli 2016]).
  3. 80 killed in twin explosions during Kabul protest, IS claims responsibility. Hindustan Times, 23. Juli 2016, abgerufen am 25. Juli 2016 (englisch). (AFP Kabul)
  4. Saleem Ali: Helping the Hazara of Afghanistan and Pakistan. National Geographic, 16. Januar 2012, archiviert vom Original am 25. Juli 2016; abgerufen am 25. Juli 2016 (englisch).
  5. Mirwais Harooni: Islamic State claims responsibility for Kabul attack, 80 dead. Reuters, 23. Juli 2016, abgerufen am 25. Juli 2016 (englisch).
  6. Steve Visser, Masoud Popalzai: ISIS claims Afghanistan explosion that kills dozens. CNN, 23. Juli 2016, abgerufen am 23. Juli 2016 (englisch).
  7. Eintrag mit GTD ID 201606300002 in der Global Terrorism Database der University of Maryland; abgerufen am 26. Oktober 2020.
  8. ISIL-claimed blasts kill dozens in Kabul Hazara protest. Al Jazeera, 23. Juli 2016, abgerufen am 25. Juli 2016 (englisch).
  9. Afghanistan: Staatstrauer nach IS-Anschlag. In: Tagesschau (ARD). Abgerufen am 25. Juli 2016.
  10. Kabul explosion: Islamic State ‘admits attack on Hazara protest’. In: BBC News. 23. Juli 2016, abgerufen am 25. Juli 2016 (englisch).