Turkopolen

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Rekonstruktion eines Turko­polen des 12. Jahr­hunderts

Die Turkopolen (griechisch Τουρκόπουλοι Turkopouloi, deutsch ‚Söhne der Türken) waren eine leichte Kavallerie, die im Nahen Osten während der Zeit der Kreuzzüge durch die Franken, aber auch durch die Byzantiner, als Hilfstruppen eingesetzt wurde.

Beim Templerorden sind Turkopolen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts belegt. Sie wurden anfangs aus den Reihen der einheimischen christlichen Bevölkerung rekrutiert, d. h., es musste zumindest ein Elternteil christlich sein. Diese Regelung wurde in späteren Jahren aber zunehmend aufgegeben. Die Turkopolen teilten die Kampfweise der leichten muslimischen Reiterei, die den Gegner beständig mit Pfeilen überschüttete und einer direkten Auseinandersetzung im Nahkampf auszuweichen suchte.

Der Deutsche Orden und die Johanniter nannten ihre aus Einheimischen rekrutierten leichten Kavallerieeinheiten ebenfalls Turkopolen.[1]

Der Pilier der englischen Ordenszunge der Johanniter führte als Oberbefehlshaber der Turkopolen den Titel Turkopolier. Da mit dem Hospital of Saint John of Jerusalem (Possessions, etc.) Act 1540[2] unter Heinrich VIII. die Kommenden der englischen Zunge aufgehoben wurden, wurde nach dem Tod des letzten gewählten Tukopoliers Nicholas Upton 1551 die Stelle nicht mehr besetzt. Maria I. ernannte Richard Shelley 1557 zum Turkopolier, zu einer Wiederherstellung der Zunge kam es aufgrund ihres Todes im Folgejahr jedoch nicht. Der Papst ernannte noch 1572 und 1606 für kurze Zeit einen Tukopolier per Breve, bis das Amt schließlich mit dem des Großmeisters verbunden wurde. 1782 wurde mit Johann Baptist von Flachslanden zum letzten Mal ein Turkopolier gewählt, der das Amt 1799 an den russischen Großfürsten Konstantin Pawlowitsch Romanow abgeben musste.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alain Demurger: Die Templer. Aufstieg und Untergang 1120-1314. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-52367-0
  • Yuval Noah Harari: The Military Role of the Frankish Turcopoles. A Reassessment. In: Mediterranean Historical Review. Band 12, 1997, S. 75–116.
  • Whitworth Porter: A History of the Knights of Malta, or the Order of St. John of Jerusalem. Longmans, Green, and Co., London 1883 (Wikisource)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Perlbach: Die Statuten des Deutschen Ordens. Tübingen 1975. Seite 111.
  2. Hospital of Saint John of Jerusalem (Possessions, etc.) Act 1540. Abgerufen am 15. Februar 2023 (englisch).
  3. Thomas Freller: Zwischen Dätzingen, Malta und St. Petersburg. Johann Baptist von Flachslanden, Diplomat, Galeeren-Admiral, Pründenjäger. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte. Band 75, 2016, S. 167 (boa-bw.de [PDF]).