United Nations Disengagement Observer Force

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UNDOF
Einsatzgebiet Golanhöhen
Deutsche Bezeichnung Truppenkontingent der Vereinten Nationen für die Truppenentflechtung
Englische Bezeichnung United Nations Disengagement Observer Force
Basierend auf UN-Resolution 350 (31. Mai 1974)
Beginn Mai 1974
Ende andauernd
Leitung Generalmajor Ishwar Hamal (Nepal)
Militär aus Österreich, Philippinen, Indien, div. Nationen (nur im HQ)
Todesfälle 67 (Stand: November 2023)[1]
Kartenübersicht
Die Golanhöhen
Die Golanhöhen

Karte der UNDOF-Zone (2011)
Karte der UNDOF-Zone (2011)

Die United Nations Disengagement Observer Force (UNDOF) ist ein Truppenkontingent, das aufgrund der Resolution 350 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 31. Mai 1974 auf die Golanhöhen entsandt wurde. Es ist eine der am längsten andauernden Missionen der Vereinten Nationen. Dem Beschluss ging ein Entflechtungsabkommen zwischen Syrien und Israel voraus, das am selben Tag in Genf geschlossen worden war. Syrien beansprucht das Gebiet und zählt es zu seinem Gouvernement Quneitra, dessen gleichnamiger Hauptort im Gebiet liegt und größtenteils zerstört ist.

Ihre Aufgabe ist das Überwachen dieses Abkommens in einem 235 km² großen Gebiet, das zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und dem restlichen syrischen Staatsgebiet liegt. Das Gebiet ist bewohnt und wird durch die syrische Polizei behördlich überwacht. Die größte und bekannteste Stadt in diesem Gebiet ist das zerstörte Quneitra. Das UNDOF-Hauptquartier befand sich bis 1994 in Damaskus, danach im Camp Faouar (bei Amret al Faouar).

Beteiligte Länder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Truppenstellende Staaten (Stand: Juli 2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige truppenstellende Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stärke der UNDOF umfasste Ende Juni 2010 fast 1100 Personen, davon 1.037 Soldaten. Die größten Truppenkontingente kamen zu dieser Zeit aus Österreich mit 375, von den Philippinen mit 344, aus Indien mit 190 und aus Kroatien mit 95 Soldaten.

Force Commander[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommandierende Offiziere waren:[8]

von – bis Nationalität Dienstgrad Name
Juni 1974 – Dez. 1974 Peru Peru BGen Gonzalo Briceno
16. Juli 1975 – 21. Apr. 1979 Osterreich Österreich MGen (GenMaj) Johann Philipp
21. Apr. 1979 – 25. Feb. 1981 Osterreich Österreich BGen (Brig)/ Col (Obst d GstD)[A 1] Günther Greindl (bis 30. Nov. 1979 interimistisch betraut)
März 1981 – Apr. 1982 Finnland Finnland MGen Erik Kaira
Feb. 1982 – 30. Jun. 1982 Osterreich Österreich Col (Obst d GstD) Walter Schmitt (interimistisch betraut)
Juni 1982 – Mai. 1985 Schweden Schweden MGen Gustav Stahl
Juni 1985 – Mai. 1986 Finnland Finnland MGen Gustav Hägglund
Juli 1986 – Sep. 1988 Schweden Schweden MGen Gustav Welin
3. Sep. 1988 – 1. Okt. 1991 Osterreich Österreich MGen (GenMaj) Adolf Radauer
Sep. 1991 – Nov. 1994 Polen Polen MGen Roman Misztal
Jan. 1995 – Mai 1997 Niederlande Niederlande MGen Johannes C. Kosters
Mai 1997 – Aug. 1998 Irland Irland MGen David F. Stapleton
Okt. 1998 – Jul. 2000 Kanada Kanada MGen H. Cameron Ross
Aug. 2000 – Aug. 2003 Schweden Schweden MGen Bo Wranker
Aug. 2003 – Jan. 2004 Polen Polen MGen Franciszek Gągor
Jan. 2004 – Jan. 2007 Nepal Nepal LtGen Bala Nanda Sharma
11. Feb. 2007 – 1. Mär. 2010 Osterreich Österreich MGen (GenMaj) Wolfgang Jilke
März 2010 – Aug. 2012 Philippinen Philippinen MGen Natalio Cabili Ecarma
Aug. 2012 – Januar 2015 Indien Indien MGen Iqbal Singh Singha
Jan. 2015 – Februar 2016 Nepal Nepal MGen/LtGen Purna Chandra Thapa[9]
Feb. 2016 – September 2017 Indien Indien MGen Jai Shanker Menon[10]
Okt. 2017 – 19. April 2019 Ghana Ghana MGen Francis Vib-Sanziri[11] (verstorben im Einsatz am 19. April 2019)[12]
Mai 2019 – 10. Juli 2020 Nepal Nepal MGen Shivaram Kharel (interim)[13]
seit Juli 2020 Nepal Nepal MGen Ishwar Hamal
  1. Oberst des Generalstabsdienstes bis 30. Nov. 1979.

Auswirkungen des syrischen Bürgerkriegs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2012 ließen Österreicher der UNDOF-Truppe nach Presseangaben von 2018 eine syrische Polizei-Patrouille wissentlich in einen Hinterhalt fahren. Neun syrische Polizisten seien dabei nach dem Pressebericht getötet worden. Die Österreicher hatten offenbar ein Video aufgenommen, das später der Presse zugespielt wurde. In dem Video ist zu sehen, wie die UNO-Soldaten zuvor mit den syrischen Polizisten sprechen und sie ohne Warnung weiterfahren lassen.[14]

Die vom österreichischen Verteidigungsminister Mario Kunasek eingesetzte Untersuchungskommission, die den Vorfall aufklären und die Frage beantworten sollte, ob sich die Soldaten ihrem Auftrag entsprechend verhalten haben oder das Blutbad hätten verhindern müssen, kam allerdings zu dem Schluss, dass das Verhalten der Soldaten der für sie geltenden Auftragslage entsprach und dass die Blauhelme die später erschossenen syrischen Polizisten demnach nicht hätten warnen dürfen.[15]

Aufgrund des seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkrieges hatten sich die UNDOF-Einheiten 2016 bereits größtenteils auf die israelische Linie („Alpha“) zurückgezogen. Eine Rückkehr in die Pufferzone (bis zur „Bravo“-Linie) wird angestrebt und seitens Israel (das sich im innersyrischen Konflikt neutral verhält) und der syrischen Regierung unterstützt.[16]

Anfang April 2018 begannen nach israelischen Beobachtungen syrische Regierungstruppen schwere Waffen in die entmilitarisierte Zone zu verlegen. Panzer und Artillerie seien demnach zusammengezogen worden, um Rebellen an der syrischen Südgrenze anzugreifen, die noch am Golan und in Darʿā Gebiete halten.[17]

Seit dem 2. August 2018 sind in der Pufferzone erstmals seit vier Jahren wieder Soldaten der UN-Friedenstruppen im Einsatz. Russland hat in der Region zudem acht Beobachtungsposten errichtet.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: UNDOF – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Todesfälle abgerufen am 8. Januar 2024
  2. a b c d e f g h i j k l https://peacekeeping.un.org/en/mission/undof
  3. Kämpfer aus dem Inselparadies sollen Österreichern helfen. Die Presse, 11. April 2013, abgerufen am 7. Juni 2013.
  4. Fiji military prepares for Golan Heights mission. FBC, 7. Juni 2013, abgerufen am 7. Juni 2013 (englisch).
  5. a b c d https://undof.unmissions.org/facts-and-figures
  6. Österreich beginnt Blauhelm-Abzug vom Golan. Deutsche Welle, 12. Juni 2013, abgerufen am 15. Juni 2013.
  7. Philippines leave Golan Heights. In: dw.com. 19. September 2014, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  8. UNDOF HQ Military Staff List
  9. Secretary-General Appoints Major General Purna Chandra Thapa of Nepal to Head United Nations Disengagement Observer Force. In: www.un.org. 19. Januar 2015, abgerufen am 17. Februar 2018.
  10. Secretary-General Appoints Major General Jai Shanker Menon of India to Head United Nations Disengagement Observer Force. In: www.un.org. 2. Februar 2016, abgerufen am 17. Februar 2018 (englisch).
  11. Secretary-General Appoints Francis Vib-Sanziri of Ghana to Head United Nations Disengagement Observer Force. In: www.un.org. 13. Oktober 2017, abgerufen am 17. Februar 2018 (englisch).
  12. PRESS STATEMENT ON THE SUDDEN DEMISE OF THE UNDOF HOM/FC MAJOR GENERAL FRANCIS VIB-SANZIRI. In: undof.unmissions.org. PAO DPKO, 20. April 2019, abgerufen am 22. Mai 2019 (englisch).
  13. UNDOF LEADERSHIP. In: undof.unmissions.org. PAO UNPKO, 28. Juni 2019, abgerufen am 28. Juni 2019 (englisch).
  14. "Vorbeigewunken statt gewarnt" Wienerzeitung vom 27. April 2018.
  15. Meret Baumann: Massaker an syrischen Polizisten nicht verhindert: Untersuchung entlastet Österreichs Blauhelme im Golan. In: nzz.ch. 6. Juni 2018, abgerufen am 29. Januar 2024.
  16. UNDOF (Golan Heights) : September 2016 Monthly Forecast : Security Council Report. In: www.securitycouncilreport.org. Abgerufen am 21. Oktober 2016.
  17. Michael Bachner: "Assad regime places tanks, artillery in buffer zone with Israel" Times of Israel vom 5. April 2018.
  18. UN-Friedenstruppen patrouillieren wieder In: Israelnetz.de, 3. August 2018, abgerufen am 6. August 2018.