Weihnachtsgebäck
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Weihnachtsgebäck (schweizerisch: Weihnachtsgüetzi, Weihnachtsguetzli etc.) sind vorwiegend süße Backwaren, die traditionell in der Adventszeit gebacken und in der Weihnachtszeit verzehrt werden. Beispiele sind Plätzchen, Lebkuchen, Christstollen, Früchtebrot, Förtchen, Zimtsterne, Spekulatius oder Vanillekipferl.
Zum Weihnachtsgebäck zählen viele haltbare Dauerbackwaren aus Lebkuchen- oder Mürbeteig, und größere industrielle Hersteller backen diese Produkte oft schon im Juli oder August. Der Einzelhandel bietet mittlerweile schon ab Ende August weihnachtliche Backwaren wie Spekulatius, Printen, Oblatenlebkuchen und Dominosteine an.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgrabungen und frühe bildliche Darstellungen belegen, dass es bereits in vorchristlicher Zeit rituelles Backen zu Festzeiten gab.[1] Der Ursprung des heutigen Weihnachtsgebäcks liegt vermutlich in den mittelalterlichen Klöstern. Zum Gedenken an die Geburt Jesu war erlesenes Backwerk üblich. Der Stollen war ein klösterliches Adventsgebäck und auch Rezepte für den Lebkuchen entwickelten sich in den Klöstern. Die heilige Hildegard von Bingen beschrieb die positive Wirkung von Muskatnüssen in Lebkuchen und Pfeffernüssen auf die Stimmung.[2]
Industrialisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute ist die Weihnachtsbäckerei stark industrialisiert. 2015 erzeugten die deutschen Hersteller zusammen rund 82.000 Tonnen Weihnachtsgebäck bei einem Umsatz von über 400 Millionen Euro.[3] Weihnachtsgebäck wird gegenwärtig im Handel auch als Advents- oder „Herbstgebäck“ vermarktet und bereits im Frühherbst angeboten und konsumiert, was nicht selten zu Kritik von Kirchen aber auch von Verbrauchern führt. So meinte etwa der Vizepräsident der EKD Thies Gundlach: „Die durchgängige Kommerzialisierung der christlichen Feste ist uns nicht recht“ und kritisierte sowohl den Zeitpunkt des Verkaufs als auch die Bezeichnung „Herbstgebäck“. Der Advent, für den das Gebäck wie Spekulatius eigentlich gebacken wurde, sei eine Bußzeit, in der man sogar gefastet habe. Hermann Bühlbecker – Inhaber des Printen-, Stollen- und Lebkuchenherstellers Lambertz – erwiderte „von Weihnachten haben wir das Gebäck schon lange gelöst, indem wir es mit dem Herbst verbunden haben“. In Russland oder in Ländern Südamerikas verkaufe er Printen und Lebkuchen das ganze Jahr; in Deutschland in Städten wie Aachen, Nürnberg und Dresden.[4]
Plätzchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung Plätzchen ist das Diminutiv von „Platz“, einem „flach geformten Kuchen“, in Süddeutschland Platzerl, Bredle, Brötle, Gutsle, Loible/Loibla, in der Schweiz Biscuit, im Dialekt Güetzi, Guetzli, Gutzi und ähnlich genannt. Oft wird allgemein auch süßes Kleingebäck wie Kekse, Konfekt und Ähnliches als Plätzchen betrachtet.
Zu Weihnachten werden traditionell vor allem in den Familien Plätzchen gebacken. Die Herstellung der verschiedenen Plätzchenarten unterscheidet sich stark: Plätzchen, die aus ausgerolltem Mürbeteig gefertigt werden, lassen sich mit verschiedenen Ausstech-Formen anfertigen, Springerle und Spekulatius werden ausgemodelt. Andere Plätzchensorten werden von Hand geformt: gerollt und geformt, wie Vanillekipferl, Brezel-Formen, Ringe oder Bethmännchen, oder aus Teig gespritzt, wie Spritzgebäck. Häufig werden Plätzchen nach einer wichtigen Zutat benannt: Anisplätzchen, Zimtsterne, Kokosmakronen
In der Schweiz gibt es neben Zimtsternen und Anisplätzchen, Chräbeli oder Badener Chräbeli (nach der Schweizer Stadt Baden) genannt[5], noch Mailänderli und Brunsli.
In Griechenland sind typische Plätzchen des Weihnachtsgebäcks die Kourabiedes und die Melomakarona.
Lebkuchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lebkuchen, auch Pfefferkuchen, sind meist etwas größere Gebäckstücke aus gewürzhaltigem, dunklem Teig. Sie unterscheiden sich beispielsweise durch das verwendete Süßungsmittel (Kandiszucker, Honig oder Sirup) oder durch die Dekoration (mit Zucker- oder Schokoladenguss, mit Mandeln und kandierten Früchten), einige Sorten werden auf Oblaten gebacken (viele Nürnberger Lebkuchen). In vielen Gegenden schätzt man Pfeffernüsse zur Vorweihnachtszeit.
In der polnischen Stadt Toruń (früher Thorn) sind die Thorner Katharinchen bekannt.
Christstollen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stollen und Klaben sind Gebäcke aus schwerem Hefeteig. Sie werden heute als Mandel-, Butter-, Marzipan-, Persipan-, Nuss- oder Quarkstollen angeboten. Der bekannteste Christstollen ist der so genannte Dresdner Stollen, der nach einem genau vorgegebenen Rezept gefertigt wird.
Sonstige Weihnachtsgebäcke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weitere kuchenartige Weihnachtsgebäcke sind beispielsweise Früchtebrot, Linzer Torte und der italienische Panettone. Einige Sorten von Weihnachtsgebäck haben sich als so beliebt erwiesen, dass sie inzwischen ganzjährig in Bäckereien angeboten werden. Dazu gehören Hildabrötchen und Zuckerkringel (Fondant).
Weiterführende Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Helmut Segschneider: Weihnachtsgebäck in Nordwestdeutschland. Eine Untersuchung auf der Grundlage des Atlas der deutschen Volkskunde. In: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde. Band 25, 1979/1989, S. 104–146.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ostpreußisches Landesmuseum, abgerufen am 12. September 2009.
- ↑ Die Gewürze machen's: Warum die Weihnachtsbäckerei gute Laune bringt. In: wissenschaft.de. 12. September 2009, abgerufen am 8. September 2019.
- ↑ Im Handel ist bald Weihnachten – Die Nachfrage nach Zimtsternen und Lebkuchen steigt. In: Der Tagesspiegel, 28. August 2015; abgerufen am 19. April 2017
- ↑ Spekulatius bei Freibad-Wetter, handelsblatt.com vom 5. September 2016, abgerufen am 22. November 2018
- ↑ Eckhard Supp: Duden. Wörterbuch Kochkunst. Von Amuse-Bouche bis Zierschnee. Dudenverlag, Mannheim u. a. 2011, ISBN 978-3-411-70392-0, Kapitel: Regionale Gerichte im deutschsprachigen Raum, S. 85.