Widevine

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Google Widevine ist eine proprietäre Technologie zur digitalen Rechteverwaltung (DRM) von Google, welche von den Webbrowsern Google Chrome und Mozilla Firefox, einigen Derivaten dieser Browser sowie Google Android MediaDRM, Android TV und anderen Geräten der Unterhaltungselektronik verwendet wird. Sie unterstützt verschiedene Schemata zur Verschlüsselung und Hardware-Sicherung, um den Zugriff auf verteilte Videodaten durch Endverbraucher nach den Regeln von Content-Eigentümern zu beschränken. In der Hauptsache bietet Widevine ein Content Decryption Module (CDM) als einen Client für Google Chrome und andere Browser und Geräte an. Von Inhalteanbietern kann Widevine kostenlos verwendet werden, da der Hersteller keine Lizenzgebühren für die Integration erhebt, auch nicht für die Integration in Geräten.[1][2]

Sicherheitsniveaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei Sicherheitsniveaus von Widevine sind:[3][4]

  • L1 – keine Beschränkung auf die Auflösung oder HDR; höchste Stufe des Schutzes. Sowohl Kryptografie als auch Medienverarbeitung finden in einer vertrauenswürdigen Ausführungsumgebung (TEE) statt.
  • L2 – (typischerweise) 540p Auflösungsbegrenzung. Nur die kryptografischen Operationen werden in einer TEE ausgeführt, die Medienverarbeitung nicht.
  • L3 – (typischerweise) 480p Auflösungsbegrenzung. Nur softwarebasiertes DRM ohne Hardwarebeschränkung.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Widevine DRM wird mit Chromium-basierten proprietären Webbrowsern und auf Android benutzt.[5] Es verwendet dynamisches adaptives Streaming über HTTP und HTTP Live Streaming.[6] Widevine gehört zu den DRM-Systemen, die in einem Browser von den Encrypted Media Extensions und den Media Source Extensions Gebrauch machen.[7] Über dreißig Chipsets, sechs größere Desktop- und mobile Betriebssysteme, sowie Google-Produkte wie Chromecast und Android TV verwenden Widevine.[8]

Konzerne wie Amazon Prime Video, BBC, Hulu, Netflix, Spotify und Disney+ verwenden Widevine DRM, um die Verteilung ihrer Inhalte zu verwalten.[9][10]

Ebenfalls wird es von Mozilla Firefox seit seiner Version 47 im Jahr 2016 verwendet,[11] und unter Microsoft Windows standardmäßig aktiviert. Unter Linux-Systemen wird dem Benutzer die Aktivierung von Widevine im Browser angeboten; dort kann er sie auch abstellen und deinstallieren.[12] Vor der Einführung von Widevine verwendete Mozilla das Produkt Primetime DRM von Adobe für einige Versionen.[13] Vor der Markteinführung der dafür notwendigen Hardwarevoraussetzungen in jeden multimediafähigen Computer wurden vor allem softwarebasierte DRM-Lösungen auf der Basis von proprietären Browser-Plug-ins wie Microsoft Silverlight oder Adobe Flash verwendet.

Software[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelloffene Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Shaka Player – von Google entwickelter, quelloffener HTML5 web-basierte Abspielsoftware, verfügbar auf GitHub.[14]
  • Shaka Packager – von Google entwickelte, quelloffene Content Packaging-Lösung, verfügbar auf GitHub. Der Paketierer unterstützt MPEG-DASH und HLS für Video on demand oder linearen Inhalt.[15]
  • Shaka Streamer – von Google entwickeltes, einfaches, konfigurationsbasiertes Werkzeug zur Vorbereitung von Streaming-Medieninhalten.[16]
  • Electron Framework – Widevine arbeitete mit castLabs zusammen, um den Widevine Client in das Framework zur Nutzung in Desktopanwendungen zu integrieren.[17] Zur Verwendung und Verbreitung muss eine Lizenzvereinbarung mit Google eingegangen werden.[18]
  • Kodi – ab Version 18 stellt der InputStream Helper eine automatische Installation von Widevine zum Abspielen DRM-geschützter Inhalte zur Verfügung.[19]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entwickler eines quelloffenen Browsers auf Basis des Electron-Frameworks zur synchronisierten Betrachtung von Medieninhalten hatte eine Lizenz für die Nutzung von Widevine bei Google beantragt und bekam keine Antwort, was ihn daran hinderte, DRM in seinem Browser zu unterstützen.[20][21] Später bekam er die Antwort:

“I’m sorry but we’re not supporting an open source solution like this”

„Es tut mir leid, aber wir unterstützen keine quelloffene Lösung wie diese“

Google Widevine Support[22]

Das Gleiche passierte anderen Electron-basierten Projekten.[23]

Entwickler des mit Google Chrome konkurrierenden, auf Chromium basierenden Browsers Brave hatten ebenfalls Probleme bei ihrer Integration des Widevine-Clients, als Netflix die Zuverlässigkeit des Browsers nicht authentifizieren konnte.[24]

Die für den Betrieb von DRM-Lösungen wie Widevine in die Browser integrierten Encrypted Media Extensions standen bei ihrer Standardisierung durch das W3C heftig in der Kritik seiner Mitglieder. Ein Argument war unter anderem, dass proprietäre Schnittstellen für quelloffene Browser von ihren Inhabern dazu verwendet werden können, quelloffene Lösungen zu blockieren,[25] wie es später auch bei den Entwicklern von Konkurrenzprodukten zu Google Chrome auch eingetreten ist. Nachdem die Abstimmung über eine Standardisierung erst nach drei Anläufen unter starkem Gegendruck positiv ausging, ist die Electronic Frontier Foundation aus dem W3C ausgetreten.[26]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Widevine war ein Anbieter für Lösungen der digitalen Rechteverwaltung. Eine seiner früheren Technologien beinhaltete eine Softwarelösung, welche die für die Verschlüsselung damals verwendeten Smart Cards ersetzte, was die Kosten und die logistischen Aufwände für die Verteilung solcher Karten eliminierte und die Möglichkeit der Verarbeitung höher entwickelter Rechte ermöglichte.[27] Wegen dieser Entwicklung wurde es von Google im Jahr 2010 aufgekauft.[28]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Widevine Media Optimizer | Encoding.com. In: Encoding.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Dezember 2021; abgerufen am 6. August 2018 (amerikanisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.encoding.com
  2. Widevine digital rights management explained. In: Android Authority. 11. Dezember 2017, abgerufen am 6. August 2018 (englisch).
  3. How to check if your Android device supports Widevine DRM. In: xda-developers. 27. März 2021, abgerufen am 5. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. Getting Started – Widevine DRM on Devices.
  5. Robert Triggs: Widevine digital rights management explained. androidauthority.com, 11. Dezember 2017, abgerufen am 11. Januar 2018.
  6. Taku Semba: HLS with Widevine for Android. In: Taku Semba. 31. Mai 2018, abgerufen am 6. August 2018.
  7. The Complete Guide to Widevine. encoding.com, archiviert vom Original am 29. Dezember 2021; abgerufen am 11. Januar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.encoding.com
  8. Supported Platforms. Widevine, archiviert vom Original am 13. September 2013; abgerufen am 11. Januar 2018: „nearly 4 billion devices“
  9. Christoph Langner: Amazon Prime Video mit Kodi und dem Raspberry Pi (jetzt mit Input Stream und Widevine). linuxundich.de, 5. Mai 2016, abgerufen am 11. Januar 2018.
  10. BBC deploys BuyDRM to secure premium digital content. In: Digital TV News. Abgerufen am 6. August 2018 (britisches Englisch).
  11. Mozilla: Mozilla To Test Widevine CDM in Firefox Nightly To Facilitate Video Watching Online. In: Future Releases. Abgerufen am 31. Mai 2019 (amerikanisches Englisch).
  12. Watch DRM content on Firefox | Firefox Help. In: support.mozilla.org. Abgerufen am 31. Mai 2019.
  13. Firefox 52: Mozilla disables Adobe Primetime CDM Plugin. In: Techdows. Abgerufen am 31. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  14. JavaScript player library / DASH & HLS client / MSE-EME player: google/shaka-player. Google, 1. März 2019, abgerufen am 1. März 2019.
  15. A media packaging and development framework for VOD and Live DASH and HLS applications, supporting Common Encryption for Widevine and other DRM Systems: google/shaka-packager. Google, 1. März 2019, abgerufen am 1. März 2019.
  16. A simple config-file based approach to preparing streaming media, based on FFmpeg and Shaka Packager: google/shaka-streamer. Google, 8. November 2019, abgerufen am 12. November 2019.
  17. castlabs/electron-releases: castLabs Electron for Content Security. In: GitHub. castLabs GmbH, 28. Februar 2019, abgerufen am 1. März 2019.
  18. Samuel Maddock: Support Widevine CDM · Issue #85 · samuelmaddock/metastream. In: GitHub. Abgerufen am 25. Juli 2019 (englisch).
  19. Matt Huisman: Kodi Widevine Support. 28. Mai 2018;.
  20. Cory Doctorow: After years of insisting that DRM in HTML wouldn't block open source implementations, Google says it won’t support open source implementations. In: Boing Boing. Abgerufen am 25. Juli 2019 (amerikanisches Englisch).
  21. Samuel Maddock: I tried creating a web browser, and Google blocked me. In: Samuel Maddock’s Blog. 2. April 2019, abgerufen am 14. Mai 2021.
  22. https://blog.samuelmaddock.com/widevine/gmail-thread.html
  23. Netflix isn’t working even with Widevine correctly loaded. · Issue #12427 · electron/electron. In: GitHub. Abgerufen am 25. Juli 2019 (englisch).
  24. Brian R. Bondy: Netflix Streaming Error · Issue #10449 · brave/browser-laptop. In: GitHub. 21. August 2017, abgerufen am 25. Juli 2019 (englisch).
  25. Kopierschutz im Browser – W3C macht Encrypted Media Extensions zum Standard. 18. September 2017, abgerufen am 11. August 2021 (deutsch).
  26. Streit um Browser-Kopierschutz: EFF verlässt W3C-Konsortium. 19. September 2017, abgerufen am 11. August 2021.
  27. Darcy Gerbarg: Television Goes Digital. Springer Science+Business Media, New York 2008, ISBN 978-0-387-79977-3, S. 214 (Textarchiv – Internet Archive).
  28. James Watson, Anne Hill: Dictionary of Media and Communication Studies, 9th edition. Bloomsbury Publishing USA, New York 2015, ISBN 978-1-62892-148-9, S. 119.