Hausmannit

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Hausmannit
Hausmannit-Stufe aus der Wessels Mine, Hotazel, Kalahari Manganfeld, Nordkap, Südafrika (Größe: 3,1 × 2,7 × 2,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Hsm[1]

Andere Namen
  • Blättricher Schwarz-Braunstein
  • Schwarz-Braunsteinerz
  • Schwarzmanganerz
  • Glanzbraunstein
Chemische Formel Mn2+Mn3+2O4[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/B.05
IV/B.05-010

4.BB.10
07.02.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[3]
Raumgruppe I41/amd (Nr. 141)Vorlage:Raumgruppe/141[2]
Gitterparameter a = 5,76 Å; c = 9,44 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung häufig nach (112)
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5
Dichte (g/cm3) 4,7 bis 4,84
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, undeutlich nach {112} und {011}[4]
Bruch; Tenazität uneben
Farbe dunkelbraun, schwarz, grau, dunkelrote bis rötlichbraune interne Reflexionen
Strichfarbe braun
Transparenz undurchsichtig, durchscheinend in dünnen Schichten
Glanz Metallglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,46[4]
nε = 2,15[4]
Doppelbrechung δ = 0,310[3]
Optischer Charakter einachsig negativ

Hausmannit, veraltet auch als Blättricher Schwarz-Braunstein, Schwarz-Braunsteinerz, Schwarzmanganerz und Glanzbraunstein bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Mn2+Mn3+2O4[2], ist also chemisch gesehen ein Mangan(II,III)-oxid.

Hausmannit entwickelt überwiegend pseudooktaedrische Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate von dunkelbrauner, schwarzer oder grauer Farbe mit dunkelroten bis rötlichbraunen internen Reflexionen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1813 durch Friedrich Hausmann (1782–1859), der es in seinem „Handbuch der Mineralogie“ als Blättricher Schwarz-Braunstein bezeichnete und als Fundort Ehrenstock bei Ilmenau in Thüringen angab (heute Oehrenstock).[5]

Eine frühere Erwähnung von 1789 findet sich zwar im Mineralsystem von Abraham Gottlob Werner (1749–1817), allerdings werden außer der Auflistung des Namens Schwarz-Braunsteinerz keine weiteren Angaben gemacht und der Name lässt sich nur deshalb dem Hausmannit zuordnen, weil spätere Mineralogen sich bei dessen Beschreibung auf das Wernersche Schwarz-Braunsteinerz beziehen.[6]

Der bis heute gültige Name Hausmannit geht auf Wilhelm Ritter von Haidinger zurück, der das Mineral 1828 zu Ehren seines Erstbeschreibers Hausmann benannte.[6]

Weitere synonyme Bezeichnungen für den Hausmannit sind unter anderem Schwarzmanganerz in den Aufzeichnungen Karstens von 1808 und der ebenfalls von Hausmann 1847 geprägte Begriff Glanzbraunstein.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Dellagiustait zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Dellagiustait, Deltalumit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Guit, Hercynit, Hetaerolith, Jakobsit, Maghemit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Spinell, Thermaerogenit, Titanomaghemit, Trevorit, Vuorelainenit und Zincochromit die Spinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[8] Ebenfalls in diese Gruppe gehören die nach 2018 beschriebenen Oxispinelle Chihmingit[9] und Chukochenit[10] sowie der Nichromit, dessen Name von der CNMNC der IMA noch nicht anerkannt worden ist.[11]

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hausmannit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4“, wo er zusammen mit Filipstadit, Hetaerolith, Hydrohetaerolith, Iwakiit, Marokit und Tegengrenit die nach ihm benannte „Hausmannit-Gruppe“ mit der System-Nr. IV/B.05 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hausmannit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls als Namensgeber die „Hausmannit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.BB.10 und den weiteren Mitgliedern Hetaerolith, Hydrohetaerolith und Iwakiit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hausmannit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxidminerale“ ein. Hier ist er als zusammen mit Hetaerolith und Hydrohetaerolith in der unbenannten Gruppe 07.02.07 innerhalb der Unterabteilung der „Mehrfachen Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kristallstruktur von Hausmannit (Mn2+ blau, Mn3+ grau)

Hausmannit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I41/amd (Raumgruppen-Nr. 141)Vorlage:Raumgruppe/141 mit den Gitterparametern a1 = a2 = 5,76 Å und c = 9,44 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kristalle des Hausmannits sind ähnlich dem Spinell von pyramidalem bis oktaedrischem Charakter, allerdings mit horizontaler Streifung versehen. Die Streifung verrät die Zwillingsnatur der Kristalle, die oft aus fünf zyklisch miteinander verwachsenen Individuen bestehen.[12]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bis November 2006 noch als eigenständiges Mineral behandelte Arseniodialytit wurde als Varietät von Hausmannit erkannt.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausmannit und Andradit (rot) aus der Wessels Mine, Hotazel, Kalahari Manganfeld, Nordkap, Südafrika (Größe: 6,6 × 4,1 × 3,7 cm)

Hausmannit bildet sich meist durch hydrothermale Vorgänge in manganhaltigen Eisenerzgängen[13], kann aber auch durch Kontaktmetamorphose entstehen. Als Begleitminerale treten unter anderem Andradit, Baryt, Braunit, Jakobsit, Pyrolusit und Rhodochrosit auf.

Außer an seiner Typlokalität Oehrenstock wurde das Mineral noch in vielen weiteren Regionen von Deutschland gefunden, so unter anderem in Baden-Württemberg (Schwarzwald), Bayern (Spessart), Hessen (Steeden), Niedersachsen (Peine), Nordrhein-Westfalen (Siegerland), Rheinland-Pfalz (Hunsrück), Sachsen-Anhalt (Harz) und Sachsen (Erzgebirge).

Weltweit gelten bisher (Stand: 2012) rund 280 Fundorte für Hausmannit als bekannt[14], so unter anderem in New South Wales, Queensland und South Australia in Australien; Provinz Iténez und Provinz Chiquitos in Bolivien; Minas Gerais in Brasilien; mehrere Regionen in der Volksrepublik China; Franche-Comté und Midi-Pyrénées in Frankreich; die Kykladen in Griechenland; England und Wales in Großbritannien; Orissa in Indien; mehrere Regionen in Italien; Honshū, Kyūshū und Shikoku in Japan; Souss-Massa-Daraâ in Marokko; Durango in Mexiko; Otjozondjupa in Namibia; Trøndelag und Telemark in Norwegen; al-Batina im Oman; Kärnten und Salzburg in Österreich; der Ural in Russland; mehrere Regionen in Schweden; die Kantone Graubünden, St. Gallen und Wallis in der Schweiz; Banská Bystrica und Nitra in der Slowakei; die Provinzen Nordkap und Nordwest in Südafrika; Denizli in der Türkei; viele Regionen in den USA sowie Chaur Fakkan und Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten.[15]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausmannit ist ein wichtiges Erz zur Gewinnung von Mangan.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edward Turner: Chemical examination of the oxides of manganese. Part II. On the composition of the ores of manganese described by Mr. Haidinger. In: The Philosophical Magazine. Band 4, 1828, S. 96–104 (rruff.info [PDF; 855 kB; abgerufen am 30. Juli 2017]).
  • Wilhelm von Haidinger: II. Pyramidal Manganese-ore Hausmannite. In: Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Band 11, 1831, S. 127–129 (rruff.info [PDF; 285 kB; abgerufen am 30. Juli 2017]).
  • D. Jarosch: Crystal structure refinement and reflectance measurements of hausmannite. In: Mineralogy and Petrology. Band 37, Nr. 1, 1987, S. 15–23, doi:10.1007/BF01163155.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 78.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hausmannite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 190.
  3. a b Webmineral – Hausmannite (englisch)
  4. a b c Hausmannite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 30. Juli 2017]).
  5. Johann Friedrich Ludwig Hausmann: Handbuch der Mineralogie, Göttingen 1813, Band 1, S. 285–286 (PDF 234,7 kB)
  6. a b Thomas Witzke: Entdeckung von Hausmannit
  7. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 270.
  8. Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  9. S.-L. Hwang, P. Shen, T.-F. Yui, H.-T. Chu, Y. Iizuka, H.-P. Schertl, and D. Spengler: Chihmingite, IMA 2022-010. In: CNMNC Newsletter 67, European Journal of Mineralogy. Band 34, 2022, S. 015601 (ejm.copernicus.org [abgerufen am 21. Januar 2024]).
  10. Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao: Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In: American Mineralogiste. Band 107 (5), 2022, S. 842–847, doi:10.2138/am-2021-7932.
  11. Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 7, 2014, S. 1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (Vorabversion online [PDF]).
  12. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 507 (Erstausgabe: 1891).
  13. Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 266.
  14. Mindat – Hausmannite (englisch)
  15. Fundortliste für Hausmannit beim Mineralienatlas und bei Mindat