Heinrich Philipp Sextro

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Brustbild und faksimilierter Namenszug des 1838 verstorbenen Theologen Heinrich Philipp Sextro aus der Hof-Steindruckerei von Julius Giere;
Sammlung Göttinger Universitätsgeschichte - Portraits der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Heinrich Philipp Sextro, auch: Sextroh (* 28. März 1746 in Bissendorf bei Osnabrück; † 12. Juni 1838 in Hannover) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Der Pfarrersohn verbrachte Kindheit und Jugend in Osnabrück. 1765 begann er das Studium der Theologie in Göttingen. 1767 wurde Sextro zum Konrektor einer Schule in Hameln berufen. 1772 wurde er Rektor des Lyceums in Hannover. 1779 übernahm er das Predigeramt St. Albani in Göttingen.[1] 1784 erlangte er eine außerordentliche Professur für Theologie an der dortigen Universität. 1788 übernahm er schließlich eine ordentliche Professur an der Landes-Universität Helmstedt (Academia Julia). Zeitgleich war er Abt des Klosters Mariental, Generalsuperintendent und erster Pfarrer an der Stephanikirche in Helmstedt. Auf seine Veranlassung hin wurden in Hannover (ab 1790) zwei so genannte Industrieschulen errichtet. 1798 berief man ihn zum Konsistorialrat und zum 1. Hof- und Schlossprediger in Hannover. Von 1798 bis 1804 war er zugleich Generalsuperintendent von Hoya-Diepholz.

Ab 1811 wurde Philipp Heinrich Sextro in den Mitglieder-Verzeichnissen der Freimaurerloge Friedrich zum weißen Pferde gelistet.[2]

Von dauernder Bedeutung sind Sextros Bemühungen um die Armenpflege und das Industrieschulwesen. Zusammen mit Ferdinand Kindermann und Joachim Heinrich Campe gilt er als Begründer des letzteren in Deutschland.

Grabmal auf dem Gartenfriedhof in Hannover

Sextros Grabmal findet sich auf dem Gartenfriedhof in Hannover.[3]

  • Die 1865 im hannoverschen Stadtteil Südstadt angelegte Sextrostraße wurde laut den Hannoverschen Geschichtsblättern von 1914 nach dem Schlossprediger benannt, „der sich um die Begründung der Blindenanstalt sehr verdient machte“.[4]
  • Friedrich Rupstein: Dr. Heinrich Philipp Sextro, weiland Ober-Constitorial-Rath, erster Hof- und Schloßprediger etc. zu Hannover. Eine Gedächtnissschrift seines Lebens und seiner wohlthätigen Stiftungen. Hannover 1839 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
  • Wilhelm Rothert: Sextro, Hr. Phil. D. h.c. 1788 Göttn., in ders.: Allgemeine Hannoversche Biographie, Bd. 2: Im Alten Königreich Hannover 1814–1866. Sponholtz, Hannover 1914, S. 581
  • Paul ZimmermannSextro, Heinrich Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 77–79.
  • Hinrich Hesse: Heinrich Philipp Sextro. In: Die Grabinschriften des Gartenkirchhofs in Hannover, Sonderabdruck aus Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. Jg. 44, 1939, S. 235–290.
  • Wilhelm Ebel: Catalogus professorum Gottingensium 1734 - 1962, hrsg. und bearb. im Auftrag des Senats der Georgia Augusta, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962, S. 39–40
  • Gernot Koneffke: Heinrich Philipp Sextros Schrift „Über die Bildung der Jugend zur Industrie“ (Göttingen 1785) und die theoretische Grundlegung der norddeutschen Industrieschulbewegung. Orig.-Ausgabe In: Heinz-Joachim Heydorn, Gernot Koneffke: Studien zur Sozialgeschichte und Philosophie der Bildung, Bd. 1, München: List, 1973.
  • Hans Christoph Piper: Kommunizieren lernen in Seelsorge und Predigt. Ein pastoraltheologisches Modell (= Arbeiten zur Pastoraltheologie; Bd. 18), mit einem Geleitwort von Eduard Lohse, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1981.
  • Hans-Christoph Piper: Neue Wege in der Theologenausbildung. Das richtungweisende Konzept Heinrich Philipp Sextros. In Hans Werner Dannowski, Waldemar R. Röhrbein: Geschichten um Hannovers Kirchen: Studien, Bilder, Dokumente. Hannover: Lutherhaus-Verlag, 1983.
  • Heinrich Holze: Zwischen Studium und Pfarramt. Die Entstehung des Predigerseminars in den welfischen Fürstentümern zur Zeit der Aufklärung (= Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens. Bd. 25). 1985.
  • Karl-Friedrich Oppermann: Sextro, Heinrich Philipp. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 333; online über Google-Bücher
  • Karl-Franz Göstemeyer: Pädagogik und gesellschaftliche Synthesis. Zur Dialektik von Menschheits- und Gesellschaftsbildung bei Hobbes, Sextro und Jachmann. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1989, ISBN 3-8204-5182-X.
  • Karl-Friedrich Oppermann: Sextro, Heinrich Philipp. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 563f.
Commons: Heinrich Philipp Sextro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Siehe die Abschiedsrede des Lyceums-Direktors Johann Daniel Schumann: Programm worin Quintilians Gedanken über öffentliche Schulen geprüft werden. Schlüter, Hannover 1779 (Digitalisat).
  2. Siegfried Schildmacher, Winfried Brinkmann, Edzard Bakker, Peter Rosenstein (Red.): Dr. theol. Philipp Heinrich Sextro. In Siegfried Schildmacher (Hrsg.): Auf den Spuren der Freimaurer - ein Spaziergang durch Hannovers Straßen. Selbstverlag, Hannover 2015, S. 124
  3. Karl-Friedrich Oppermann: SEXTRO … (siehe Literatur).
  4. Helmut Zimmermann: Sextrostraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Hahn, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 227.