Jüten

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Die kimbrische Halbinsel in ihren verschiedenen Gebieten (Lila: Vendsyssel; Dunkelrot: Norderjütland; Hellrot: Nordschleswig; Braun: Südschleswig; Gelb: Holstein)

Die Jüten (lat. Eutii, Euthiones, altn. Jótar, altengl. Yte, Eotas) waren ein germanischer Volksstamm auf der Halbinsel Jütland.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Volksstamm ist vermutlich identisch mit dem in römischen Quellen überlieferten Volk der Eudosen, die eine gotische Sprache gesprochen haben sollen. Die Eudosen sollen um 480 an der kaukasischen Küste gesiedelt haben und sind wohl mit den Herulern dahin gelangt. Zusammen mit Krimgoten (als Tetraxiten bezeichnet) sollen sie dann weiter in den Kaukasus gezogen sein.[3] Mit Abwanderung der Jüten, die zusammen mit den Angeln und Sachsen nach Britannien gingen, kamen im 5. Jahrhundert nordgermanische Daner (Dänen) in das Gebiet. Die verbliebenen Jüten gingen teilweise in ihnen auf und besiedelten das südliche Dänemark nördlich der Eider bis ins heutige nördliche Schleswig-Holstein.

Zusammen mit den Angeln und Sachsen beteiligten sich die Jüten an der Landnahme Britanniens und hatten erheblichen Anteil an der Entstehung der altenglischen Sprache. Jütische Besitze in England waren vor allem Kent und die Isle of Wight.

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnlich den Angeln sprachen die Jüten vermutlich einen Übergangsdialekt, der sich zwischen dem sich allmählich differenzierenden nord- und westgermanischen Dialektkontinuum entwickelte. Anglofriesische Eigenheiten, insbesondere im Vokalismus, weisen möglich auf die Nachbarschaft mit dem Nordgermanischen zurück. Obwohl diese Sprachmerkmale sich nicht in eine gemeinsame Sprachstufe zurückverfolgen lassen, könnten sie in einem Kontinuum mit ähnlichen suprasegmentalen Grundlagen ihren Ausgang genommen haben. Der Sprachforscher Elmar Seebold behauptet, dass die relativ scharfe Sprachgrenze zwischen Friesisch und Niederländisch auf die Zuwanderer aus Jütland zurückzuführen sei, wobei die Jüten gleichzeitig eine scharfe Sprachgrenze zwischen Westgermanisch und Nordgermanisch in Dänemarken hinterlassen haben.[4]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort Jüte (Adjektiv jütisch) bezeichnet in neuerer Zeit die Einwohner von Jütland (dänisch jyde, jysk, zuvor jydsk), beispielsweise im Sprichwort „Gott wolle uns behüten, dass wir nicht werden Jüten“. Diese Redewendung hat ihren Ursprung in der im 19. Jahrhundert ungeklärten Schleswig-Holstein-Frage. Zur besseren Unterscheidung werden für die moderne Bevölkerung Jütlands im Deutschen (insbesondere im historischen Kontext) heute auch die Bezeichnungen Jütländer und jütländisch verwendet, wohingegen mit Jütisch weiterhin der moderne, dänische Dialekt bezeichnet wird und nicht eine mögliche Eigensprache des historischen Volksstammes.

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach mancher Vermutung sind in den Jüten die Jöten wiederzuerkennen, jene Riesen, gegen die in den Liedern der nordischen Edda der Ase Thor seine Ostfahrten unternimmt. Damit ist die Annahme verbunden, die Götterburg Asgard habe im heute von der Nordsee überfluteten Gebiet zwischen Helgoland und Halbinsel Eiderstedt gelegen und sei gleichbedeutend mit Basilea, der Königsstadt des untergegangenen Atlantis.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Meyers Enzyklopädie und Brockhaus
  2. Meyers Neues Lexikon (Mannheim 1979) und Meyers Enzyklopädisches Lexikon (Mannheim 1975) definieren die Jüten als nordgermanisch, während der Atlas zur Universalgeschichte von Oldenbourg/Westermann die Jüten als westgermanisch beschreibt; Brockhaus (Mannheim 2006), die Encyclopædia Britannica (Chicago 2005), das Duden-Lexikon (1980), das dtv-Lexikon (München 1971) und Meyers Lexikon Online (Memento vom 6. Februar 2008 im Internet Archive) beschreiben die Jüten allgemeiner als germanischen Stamm in Jütland.
  3. Herwig Wolfram, Die Goten. 2001, S. 32.
  4. Seebold 2003: „Die Herkunft der Franken, Friesen und Sachsen“, in: Taayke et al. 2003: 24–34.
  5. Jürgen Spanuth, 339