St. Anton (München)

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Kirche St. Anton in München (2017)

Die Pfarrkirche St. Anton ist ein römisch-katholisches Kirchengebäude in München. Sie ist dem heiligen Antonius von Padua und dem heiligen Laurentius von Brindisi geweiht.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche liegt in dem Münchner Stadtteil Isarvorstadt an der Kapuzinerstraße 36 gegenüber dem Alten Südlichen Friedhof. Sie ist etwa in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, parallel zur Schmerzhaften Kapelle.

Lageplan von Schmerzhafter Kapelle, Kapuzinerkloster, Räume des Pfarrverbands Isarvorstadt, IFP und Kirche St. Anton im Areal zwischen der Isartalstraße und der Kapuzinerstraße

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz. Es wurde unter dem Aktenzeichen D-1-62-000-3222 in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erfasst[1].

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bewohner des ursprünglich dünn besiedelten Glockenbachviertels wurden von den Kapuzinern des 1846 gegründeten Klosters St. Anton seelsorglich betreut. Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum und der Entstehung des Schlachthausviertels wurde jedoch die als Klosterkirche dienende Schmerzhafte Kapelle zu klein. Daher wurde 1893–95 nach Plänen von Ludwig Marckert westlich des Klosters eine neue, größere Kirche für die umliegenden Stadtteile errichtet und dem heiligen Antonius von Padua gewidmet. Als Mitpatron ist die Kirche dem heiligen Laurentius von Brindisi geweiht. Dieser war der Ordensgeneral, der die Kapuziner in München einführt hatte.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Anton – Innenraum mit Blickrichtung Altarraum

St. Anton ist eine neuromanische Basilika mit halbrund geschlossenem Chor. Zum rötlichen Backstein der Wandflächen steht der helle Werkstein der Kanten, Bogenfriese und Laibungen in reizvollem Kontrast. Statt eines Turms trägt der First am Übergang vom Langhaus zum Chor einen Dachreiter. Die Wandflächen sind reich gegliedert. Besonders aufwendig ist der Portalgiebel gestaltet, vor dem eine dreibogige Eingangshalle mit zweigeschossigen Flankenbauten steht.

Wandmalereien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1966 entfernten Wandmalereien von Josef Kastner unterhalb der Fenster zeigten in 12 m Höhe Bilder aus dem Leben der beiden Kirchenpatrone einander programmatisch gegenübergestellt. 1997/98 erwarb die Kirchengemeinde von einem Kunsthändler mit Hilfe einer Spendenaktion für 28.000 DM die zwei originalen gerahmten Farbentwürfe (173 cm breit, 24,5 cm hoch) der Kastner-Hochschiff-Wandmalereien. Sie sind heute in einer Seitenkapelle im Kirchenschiff ausgestellt. Mit modernen technischen Mitteln wurden die Farbentwürfe fotografiert, digital aufbereitet und in der Größe der einstigen Wandmalereien auf großflächigen Plakatbahnen gedruckt. Diese wurden an den beiden Seitenwänden angebracht und am 13. Juni 2011, dem Patroziniumstag, der Gemeinde präsentiert.[2]

Bilder aus dem Leben des hl. Antonius, Richtung Altar links: Die marokkanischen Märtyrer; Die Einkleidung des heiligen Antonius; Das Eselswunder; Die Fischpredigt; Antonius und das Christkind; Der Tod des heiligen Antonius[3]

Das erste Gemälde an der linken Seitenwand zeigt die Bestattung der Gebeine von fünf marok­kani­schen Märtyrern in der Kirche von Coimbra, woraufhin Antonius den Entschluss fasste, sich den Franziskanern anzuschließen. Am bekanntesten ist wohl die Fischpredigt am Hafen von Rimini. Da die Einwohner von den Stadtvorstehern angewiesen worden waren, sich seine Predigten nicht anzuhören, versammelten sich die Fische und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser, wodurch ein großer Teil der Bevölkerung der Stadt bekehrt wurde.[4] Graf Tiso schenkte ihm eine Einsiedelei unter einem Nussbaum in Camposampiero bei Padua und beobachtete ihn dort, wie er in einer Ekstase das Jesuskind in den Armen zu halten schien.[5] Nach seinem Tod wurde er in der Kirche Santa Maria Mater Domini, der heutigen Kapelle Madonna Mora der Basilika Sant’Antonio in Padua aufgebahrt.[6]

Bilder aus dem Leben des hl. Laurentius, Richtung Altar rechts: Die Kinderpredigt; der Meeres­sturm; Die Türkenschlacht; Laurentius als Klostergründer; Laurentius und das Christkind; Tod des heiligen Laurentius[3]

Die Bilder an der rechten Seitenwand zeigen Lau­ren­tius unter anderem beim Kampf der kai­ser­lichen Trup­pen gegen die Türken sowie schließlich am rechten Rand nach seinem Tod aufgebahrt in Lissabon.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel

Die Orgel wurde 1977 von WRK Orgelbau gebaut. Sie hat 44 Register auf drei Manualen und Pedal.[7] Eine technische und klangliche Revision wurde 2008 durch die Firma Münchner Orgelbau durchgeführt. Die heutige Disposition lautet:[8]

I Rückpositiv
Hohlflöte 8′
Holzgedackt 8′
Prinzipal 4′
Koppelflöte 4′
Oktave 2′
Gemsquinte 113
Oktävlein 1′
Scharff IV 1′
Cromorne 8′
Tremulant
II Hauptwerk
Bordun 16′
Prinzipal 8′
Flûte harm. 8'
Rohrflöte 8′
Oktave 4′
Quinte 223
Superoktave 2′
Cornet V 8′
Mixtur III 113
Cymbel II 23
Trompete 8′
Trompete 4′
III Schwellwerk
Holzquintade 16′
Holzprinzipal 8′
Viole de Gambe 8′
Voix céleste 8′
Oktave 4′
Holzflöte 4′
Nasard 223
Feldpfeife 2′
Terz 135
Echomixtur III 2′
Fagott 16′
Oboe 8′
Klarine 4′
Tremulant
Pedal
Prinzipal 16′
Subbaß 16′
Quintbaß 1023
Oktavbaß 8′
Gedecktbaß 8′
Choralbaß 4′
Bombarde 16′
Posaune 8′
Schalmey 4′
  • Koppeln: II/I, I/II, III/II, I/P, II/P, III/P; Suboktavkoppeln: III/I, III/II
  • Spielhilfen: Crescendowalze, Zungeneinzelabsteller, Setzeranlage, Sequenzer, Temporegler für Tremulanten, Zimbelstern
  • Bemerkungen: Schleiflade, mechanische Spiel- und elektrische Registertraktur, freistehender Spieltisch

Glocke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dachreiter der Kirche am südlichen Dachende befindet sich eine Glocke, die 1896 in der Werkstatt J. Strasser zu München gegossen wurde. Die Glocke ertönt im Ton e2, hat einen Durchmesser von 60 cm und ein Gewicht von 110 kg. Die Glocke trägt folgende lateinische Inschrift: O LINGUA BENEDICTA, QUAE DOMINUM SEMPER BENEDIXISTI ET ALIOS BENEDICERE FECISTI. GEGOSSEN VON J. STRASSER 1896 MÜNCHEN (Übersetzung des lateinischen Textes: Gesegnete Zunge, die du immerfort den Herrn gepriesen und viele Menschen angeleitet hast, ihn zu preisen).[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pater Angelikus Eberl: Geschichte des Kapuziner-Klosters an der Schmerzhaften Kapelle und bei St. Anton in München von 1847 bis 1897. J. J. Lentner’sche Buchhandlung (E. Stahl jun.), München 1897.
  • Stadtpfarramt München (Hrsg.): Pfarrführer St. Anton, München. München 1959.
  • Peter Pfister: St. Anton, München. (= Kleine Kunstführer, Kirchen und Klöster, Nr. 349.) 2. Auflage, Schnell und Steiner, Regensburg 1995.
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), Dennis A. Chevalley, Timm Weski (Bearb.): Landeshauptstadt München, Südwest. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler in Bayern, Band I.2/2.) Karl M. Lipp Verlag, München 2004, ISBN 3-87490-584-5, S. 339 ff.
  • o. V.: Grabmäler München S. Antonius Paduanus – BSB Cod.icon. 396. 1803 (Google-Books)..

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchengebäude ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[10] Es wurde unter dem Aktenzeichen D-1-62-000-3222 in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erfasst.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Anton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kath. Pfarrkirche St. Anton in der Online-Denkmalliste
  2. Festschrift, 2011, S. 24–26.
  3. a b Bernd Feiler: Der Blaue Reiter und der Erzbischof – Religiöse Tendenzen, christlicher Glaube und kirchliches Bekenntnis in der Malerei Münchens von 1911 bis 1925. 2002, S. 290.
  4. Die Fischpredigt.
  5. Die Vision.
  6. Antonius von Padua.
  7. Orgeldatenbank Bayern online
  8. München/Isarvorstadt, St. Anton – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  9. Ralf Müller: Münchner Glockenbuch, 2020, S. 34
  10. St. Anton (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  11. St. Anton in der Bayerischen Denkmalliste für die Stadt München, S. 417. (PDF; 2,0 MB)

Koordinaten: 48° 7′ 27,8″ N, 11° 33′ 45,8″ O