Thüringische Dialekte

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Dialekte in Thüringen

Die thüringischen Dialekte sind Teil der thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe, die zum Ostmitteldeutschen gehört. Sie werden in Thüringen (nördlich von Rennsteig und Salzbogen), dem südwestlichen Sachsen-Anhalt sowie in kleinen Teilen Hessens (Werratal) und Bayerns (Ludwigsstadt) gesprochen.

Die thüringischen Dialekte weisen Entrundung der Vokale, Lenisierung der Konsonanten und eine differenzierte Aussprache von ⟨g⟩ auf.

Gliederung in Einzeldialekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die linguistische Gliederung der thüringischen Dialekte kann wie folgt vorgenommen werden:

Osthessisch gehört zur Westmitteldeutschen Sprachgruppe und wird neben dem gesamten oberen Einzugsgebiet der Fulda neben dem hessischen auch m thüringischen Teil des Ulstertals um Geisa gesprochen, welches 986 Jahre (817–1803) zum Stift Fulda gehörte. Auch das Werratal zwischen Vacha und Dankmarshausen hat starken osthessischen Einfluss.

Hennebergisch und Itzgründisch, gesprochen im Südwesten Thüringens, gehören hingegen zur Ostfränkischen Dialektfamilie.

Ostfälisch wird im äußersten Nordwesten Thüringens gesprochen und gehört zur niederdeutschen Dialektfamilie. Das Verbreitungsgebiet innerhalb Thüringens befindet sich rings um Duderstadt herum. Hier in den Ortschaften innerhalb der Flusseinzugsgebiete von Oder, Rhume, Hahle und Garte. Zum Niederdeutschen Dialektgebiet gehören unter anderem Weilrode, Silkerode, Weissenbron-Lüderode, Ecklingerode, Wintzingerode, Hundeshagen, Teistungen, Böseckendorf und Glasehausen. Dieses Gebiet wird auch zum Untereichsfeld gezählt.

Heutige Situation der Thüringer Dialekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basisdialekte im gesamten Thüringer Raum, einschließlich von deren Verbreitungsgebiet in den benachbarten Bundesländern, wurden lange Zeit vor allem in den Schulen als „Sprache der Ungebildeten“ unterdrückt und von den Familien in deren kulturellem und geschichtlichem Wert unterschätzt. Heute sind es hauptsächlich ältere Leute, die Dialekt sprechen. Im Übrigen dominieren Standarddeutsch oder aber regionale Umgangssprachen (Regiolekte).

Lexikographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wortschatz des Thüringischen dokumentiert das Thüringische Wörterbuch, das zwischen 1966 und 2006 in sechs Bänden erschienen ist und etwa 5,5 Millionen Wortbelege enthält.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt einen Asterix-Band auf Nordthüringisch (Mundart Buch 33: Asterix schwatzt thieringsch 1 – Cäsarn sinn Jeschenke).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beat Siebenhaar: Ostmitteldeutsch: Thüringisch und Obersächsisch. In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt (Hrsg.): Deutsch: Sprache und Raum. Ein Internationales Handbuch der Sprachvariation (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30/4). de Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-026129-5, S. 407–435.
  • Karl Spangenberg: Thuringian. In: Charles V. J. Russ: The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 265–289.
  • Peter Wiesinger: Phonetisch-phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten. Band 1 und 2. Walter de Gruyter, Berlin 1970 (Studia Linguistica Germanica 2).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]