1000-km-Rennen von Buenos Aires 1971

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Renndebüt für den Ferrari 312PB. Ignazio Giunti verunglückte mit diesem Rennwagenmodell im Rennen tödlich

Das achte 1000-km-Rennen von Buenos Aires, auch Buenos Aires 1000 Kilometres, Autódromo Municipal de Buenos Aires - Circuit 15, fand am 19. Januar 1971 auf dem Autódromo Municipal de Buenos Aires statt und war der erste Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Vor dem Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1971 war das zweite Jahr der Zusammenarbeit zwischen Porsche und der Rennmannschaft von John Wyer, die wie im Jahr davor zwei Porsche 917 in der Weltmeisterschaft einsetzte. Änderungen gab es bei den Fahrern. Völlig überraschend war Brian Redman, der Stammpartner von Jo Siffert, Ende der Saison 1970 zurückgetreten. Redman hatte den gefährlichen Rennsport aufgeben wollen und die Position des Vertriebsleiters von Volkswagen in Südafrika angenommen. Nach nur vier Monaten beendete er, irritiert von den politischen Verhältnissen in dem Land, das Engagement und kehrte nach Großbritannien und zum Rennsport zurück. Für Redman kam Derek Bell ins Team. Der zweite Abgang betraf Leo Kinnunen. Er hatte 1970 mit Partner Pedro Rodríguez vier Weltmeisterschaftsläufe gewonnen, galt aber als Eigenbrötler, der kein Englisch sprach. Schwer getroffen hatte ihn der Todessturz seines engen Freundes Hans Laine beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1970. Für das Team des finnischen Geschäftsmanns Antti Aarnio-Wihuri, für das auch Laine gefahren war, startete er 1971 in der Interserie. Neuer Partner von Rodríguez wurde Jackie Oliver, der schon Ende der 1960er-Jahre für Wyer gefahren war.

1970 war Hans-Dieter Dechent mit zwei Porsche 908 in die Weltmeisterschaft eingestiegen. Finanziert wurde die Rennmannschaft vom italienischen Getränkekonzern Martini & Rossi. Logistische Unterstützung erhielt er von der Porsche-Rennabteilung in Zuffenhausen. Nachdem das Rennteam der Porsche Holding von Louise Piëch Ende 1970 den Rennbetrieb eingestellt hatte, übernahm Dechent 1971 das gesamte Material einschließlich zweier 917 und einen großen Teil der Techniker und Mechaniker für den eigenen Rennbetrieb. Fahrer waren Vic Elford, Gérard Larrousse, Helmut Marko und Gijs van Lennep.

1971 war das letzte Jahr der Fahrzeuge mit 5-Liter-Motor, da zu Beginn der Saison 1972 ein neues Reglement in Kraft trat. Ferrari hatte dafür einen neuen Rennsportwagen entwickelt, den Ferrari 312PB. Nach ausgiebiger Testarbeit kam der Wagen, gefahren von Ignazio Giunti und Arturo Merzario, in Buenos Aires zu seinem Renndebüt. Im Gegensatz zu Ferrari kam Autodelta mit drei 3-Liter-T33/3-71 nach Argentinien. Zu den Werksfahrern Rolf Stommelen, Nanni Galli, Andrea de Adamich, Henri Pescarolo und Toine Hezemans kam der brasilianische Lotus-Formel-1-Pilot Emerson Fittipaldi ins Team, der sein Weltmeisterschaftsdebüt geben sollte. Fittipaldi verunfallte aber im Training mit dem Wagen mit der Nummer 12. Das Rennen fuhr er dann als Partner von Carlos Reutemann in einem Porsche 917, der Àlex Soler-Roig gehörte. Matra Sports meldete einen MS660 für Jean-Pierre Beltoise und Jean-Pierre Jabouille.

Das Rennen und der tödliche Unfall von Ignazio Giunti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rennen wurde vom tödlichen Unfall des Ferrari-Piloten Ignazio Giunti überschattet. Der 29-jährige Giunti war seit 1970 Werksfahrer der Scuderia. Gemeinsam mit Nino Vaccarella und Mario Andretti hatte er auf einem Ferrari 512S das 12-Stunden-Rennen von Sebring gewonnen und mit einem vierten Rang im Ferrari 312B beim Großen Preis von Belgien in der Formel 1 debütiert. Im Training erzielte Giunti im 312PB die zweitbeste Zeit und startete neben dem Trainingsschnellsten Pedro Rodríguez im Porsche 917 aus der ersten Startreihe. Während der ersten Rennstunde entwickelte sich ein Dreikampf zwischen den beiden Porsche 917 von Rodríguez und Vic Elford und dem Ferrari von Giunti. Als beide Porsche zum Nachtanken an die Boxen mussten, übernahm Giunti die Führung.

Auf dem Weg zu den Boxen um Nachzutanken und den Fahrer zu wechseln, ging in der 36. Runde dem Matra MS660 von Jean-Pierre Beltoise der Treibstoff aus. In der Horquilla, der letzten Kurve vor der Start-und-Ziel-Geraden blieb der Matra an der rechten Fahrbahnseite stehen. Die Boxenanlage war von der Fahrbahn nur durch einen weißen Strich am Boden getrennt und vom stehenden Matra 200 Meter entfernt. Allerdings lag die Einfahrt auf der anderen Straßenseite. Animiert durch die kurze Distanz, begann Beltoise den Wagen zu schieben. Dabei musste er auch einige Höhenmeter überwinden. Das Reglement verbot das Schieben eines Wagens auf der Fahrbahn. Die Streckenposten schwenkten Gelbe Flaggen, hinderten Beltoise aber nicht an seinem Tun. Zweimal war Giunti am schiebenden Beltoise vorbeigefahren, als es bei der dritten Vorbeifahrt zum tragischen Unfall kam. Beltoise hatte begonnen, den Wagen quer über die Fahrbahn zu schieben und stand auf der rechten Seite des Matra, als Mike Parkes im Ferrari 512M der Scuderia Filipinetti und Giunti im 312PB heranfuhren. Giunti hatte fast eine Runde lang versucht, den an der zehnten Stelle fahrenden Parkes zu überrunden. Parkes ging vom Gas, um links am Matra vorbeizufahren. Giunti zog nach rechts, um Parkes zu überholen und übersah dabei den in der Mitte der Fahrbahn stehenden Matra. Mit voller Wucht traf der Ferrari den Matra an der rechten Seite. Der Wagen wurde aufgerissen und ging in Flammen auf. Obwohl Rettungskräfte schnell am Unfallort waren – auch Teamkollege Arturo Merzario lief mit Helm und Handschuhen (er hatte auf ein seinen Einsatz gewartet) zum brennenden Wrack, um seinen Teamkollegen zu retten – hatte Giunti keine Überlebenschance.[1][2][3] Er wurde mit schweren Brandverletzungen in ein Krankenhaus gebracht, wo er zwei Stunden nach seiner Ankunft starb. Das Rennen wurde abgebrochen und nach den Aufräumungsarbeiten neu gestartet. Siffert und Bell gewannen im Porsche 917.

Für Beltoise hatte der Unfall ein Nachspiel. Er wurde von der FISA als Auslöser des Unfalls zu einer Geldstrafe verurteilt und verlor für ein halbes Jahr seine Fahrerlizenz.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlussklassement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer/Beifahrer Fahrzeug Runden
1 S 39 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich J. W. Automotive Schweiz Jo Siffert
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek Bell
Porsche 917K 165
2 S 32 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich J. W. Automotive Mexiko Pedro Rodríguez
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jackie Oliver
Porsche 917K 164
3 P 3.0 14 ItalienItalien Autodelta SpA Deutschland Rolf Stommelen
ItalienItalien Nanni Galli
Alfa Romeo T33/3-71 163
4 P 3.0 16 ItalienItalien Autodelta SpA ItalienItalien Andrea de Adamich
FrankreichFrankreich Henri Pescarolo
Alfa Romeo T33/3-71 161
5 S 20 Spanien 1945 Escuderia Montjuich Spanien 1945 José Juncadella
Argentinien Carlos Pairetti
Ferrari 512S 155
6 S 18 Belgien Ecurie Francorchamps Belgien Hughes de Fierlant
Belgien Gustave Gosselin
Ferrari 512S 153
7 S 8 Schweiz Scuderia Filipinetti Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Parkes
SchwedenSchweden Jo Bonnier
Ferrari 512M 150
8 S 22 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten North American Racing Team Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Sam Posey
Argentinien Nestor Garcia-Veiga
Argentinien Luis Di Palma
Ferrari 512S Spyder 148
9 P 3.0 2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ecurie Evergreen Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Craft
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Trevor Taylor
McLaren M8C 146
10 S 34 Schweiz Zitro Racing Schweiz Dominique Martin
Argentinien Pablo Bréa
Porsche 917K 145
11 P 2.0 6 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ecurie Evergreen Vereinigte StaatenVereinigte Staaten David Weir
Argentinien Jorge Omar Del Rio
Lola T210 143
12 P 2.0 10 Schweiz Scuderia Filipinetti SchwedenSchweden Ronnie Peterson
Argentinien Jorge Cupeiro
Lola T212 130
13 P 2.0 46 Schweiz Scuderia Bonnier FrankreichFrankreich Daniël Rouveyran
Argentinien Carlos Ruesch
Lola T210 129
Disqualifiziert
14 S 38 Deutschland Martini International Racing Team Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vic Elford
FrankreichFrankreich Gérard Larrousse
Porsche 917K 65
Ausgefallen
15 S 48 Deutschland Team Auto Usdau Deutschland Reinhold Joest
Argentinien Angel Monguzzi
Porsche 917K 85
16 P 3.0 40 Deutschland Auto Usdau Argentinien Eduardo José Copello
Deutschland Hans-Dieter Weigel
Porsche 908/02 54
17 S 28 Spanien 1945 Escuderia Nacional CS Brasilien Emerson Fittipaldi
Argentinien Carlos Reutemann
Porsche 917K 43
18 P 3.0 24 ItalienItalien Spa Ferrari SEFAC ItalienItalien Ignazio Giunti
ItalienItalien Arturo Merzario
Ferrari 312PB 38
19 P 3.0 26 FrankreichFrankreich Matra Sports FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise
FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jabouille
Matra-Simca MS660 36
20 P 2.0 4 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ecurie Evergreen Argentinien Nasif Estéfano
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alain de Cadenet
Lola T210 27
21 S 44 Argentinien Eduardo Pino Argentinien Eduardo Pino
Argentinien Jorge Ternengo
Baufer 8
22 S 36 Deutschland Martini International Racing Team OsterreichÖsterreich Helmut Marko
NiederlandeNiederlande Gijs van Lennep
Porsche 917K 2
Nicht gestartet
23 P 3.0 12 ItalienItalien Autodelta SpA Brasilien Emerson Fittipaldi
NiederlandeNiederlande Toine Hezemans
Alfa Romeo T33/3-71 1
24 P 2.0 42 Argentinien Oreste Berta Argentinien Luis Di Palma
Argentinien Carlos Marincovich
Berta LR 2

1 Unfall im Training 2 Motorschaden im Training

Nur in der Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu diesem Rennen sind keine weiteren Meldungen bekannt.

Klassensieger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
P 3.0 Deutschland Rolf Stommelen ItalienItalien Nanni Galli Alfa Romeo T33/3-71 Rang 3
P 2.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Weir Argentinien Jorge Omar Del Rio Lola T210 Rang 11
S Schweiz Jo Siffert Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek Bell Porsche 917K Gesamtsieg

Renndaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeldet: 24
  • Gestartet: 22
  • Gewertet: 13
  • Rennklassen: 3
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: kalt und trocken
  • Streckenlänge: 6,122 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 5:25:25,940 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 165
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 1010,081 km
  • Siegerschnitt: 186,229 km/h
  • Pole Position: Pedro Rodríguez – Porsche 917K (#32) – 1:52,700 = 195,547 km/h
  • Schnellste Rennrunde: Chris Craft – McLaren M8C (#2) – 1:50,230
  • Rennserie: 1. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1971
  • Rennserie: 1. Lauf zur Spanischen Rundstrecken-Meisterschaft 1971

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ignazio Giunti bei Motorsport Memorial
  2. Über Giunti und den Unfall (italienisch)
  3. Anmerkung: Vom Unfall existieren verstörende Bilder, die auch den leblosen Körper Giuntis im ausgebrannten Wrack zeigen. (Auf deren Präsentation wird hier ausdrücklich verzichtet.)
Vorgängerrennen
1000-km-Rennen von Zeltweg 1970
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
24-Stunden-Rennen von Daytona 1971