Helmut Marko

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Helmut Marko
Helmut Marko 2016
Nation: Osterreich Österreich
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Österreich 1971
Letzter Start: Großer Preis von Frankreich 1972
Konstrukteure
1971–1972 B.R.M.
Statistik
WM-Bilanz: WM-25. (1972)
Starts Siege Poles SR
9
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:

Helmut Marko (* 27. April 1943 in Graz) ist ein österreichischer Jurist, Hotelier sowie ehemaliger Automobilrennfahrer und Rennstallbesitzer. Er gewann 1971 das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen von Le Mans und startete von 1971 bis 1972 bei neun Rennen zur Automobil-Weltmeisterschaft.

Seit 2005 fungiert Marko als Motorsport-Chef des österreichischen Getränkeherstellers Red Bull, der mit Red-Bull-Racing und Racing Bulls zwei eigene Formel-1-Rennställe unterhält. Darüber hinaus ist er auch für das Nachwuchsprogramm von Red Bull Motorsport verantwortlich.

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend und Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marko, 1970

In seiner Jugend besuchte Helmut Marko mit seinem langjährigen Freund, dem späteren Formel-1-Weltmeister Jochen Rindt, die Privatmittelschule Bad Aussee.[1][2] Anfang der 1960er Jahre inskribierte er Rechtswissenschaften, begann aber auch bereits, gemeinsam mit Rindt, aktiv im Motorsport tätig zu sein. Auf Druck seiner Eltern hin beendete er jedoch zunächst sein Studium.[3] 1967 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften.

Fahrerkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unmittelbar nach der Promotion begann er seine aktive Rennfahrerkarriere zunächst in der Formel V, wo er einen Austro V von Porsche Salzburg pilotierte. 1968 wechselte er in das Kaimann-Team von Kurt Bergmann und wurde auf Anhieb österreichischer Meister. Anschließend wechselte er zu Sportwagenrennen, bestritt aber weiterhin auch Rennen der Formel V beim McNamara-Rennstall, den er auch juristisch beriet.[4] Zudem stieg er 1969 in die Formel 3 ein.[3]

Porsche 917K, Siegerwagen der 24 Stunden von Le Mans 1971, gefahren von Helmut Marko und Gijs van Lennep

Seinen Durchbruch im Rennsport schaffte Marko im Juli 1971, als er gemeinsam mit dem Niederländer Gijs van Lennep die 24 Stunden von Le Mans auf einem Porsche 917 gewann. Marko und van Lennep stellten bei diesem Rennen mit 5.335,313 Kilometern einen Distanzrekord auf, was einschließlich Boxenstopps einem Schnitt von 222,304 km/h entspricht. Dieser Rekord wurde, auch bedingt durch die Umbauten an der Rennstrecke, erst 39 Jahre später beim Rennen im Jahr 2010 übertroffen.

Beim Großen Preis von Deutschland 1971 versuchte Marko vergeblich, sich in einem McLaren-Ford für ein Formel-1-Rennen zu qualifizieren. Zwei Wochen später nahm er am Großen Preis von Österreich in einem BRM P153 erstmals an einem Grand Prix teil. Er beendete das Rennen mit zwei Runden Rückstand als Elfter.

Im Mai 1972 belegte er mit einem Alfa Romeo Tipo 33 bei der Targa Florio den zweiten Platz und stellte dabei mit 33:41 Minuten einen Rundenrekord auf, der bis zur Einstellung des Rennens 1977 nicht unterboten wurde.[5]

Nachdem Marko einen Vorvertrag mit Ferrari für die Automobil-Weltmeisterschaft 1973 unterschrieben hatte,[6] wurde er bei seinem neunten Formel-1-Rennen, dem Großen Preis von Frankreich 1972 auf dem Circuit de Charade bei Clermont-Ferrand, von einem Stein getroffen, den der March 721 von Ronnie Peterson hochgeschleudert hatte.[7][8] Dieser durchschlug sein Visier und fügte ihm eine schwere Verletzung am linken Auge zu, die das Ende seiner aktiven Motorsportkarriere bedeutete. Marko trägt seither eine Augenprothese.

Unternehmer und Teamchef[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem erzwungenen Karriereende im Rennsport stieg Helmut Marko ohne gastronomische Vorbildung in die Hotelbranche ein und eröffnete in Graz das Schlossberghotel sowie das Augarten Hotel. Bei der Innengestaltung seiner Häuser ließ er vor allem junge österreichische Künstler zum Zug kommen. Am 18. Mai 2017 eröffnete Marko mit dem Lendhotel sein drittes Haus in Graz und Ende März 2020 mit dem Kai 36 sein viertes.

1984 gründete er das RSM-Marko-Team und ging damit bis 1989 in der DTM an den Start. Ab Mitte der 1980er Jahre trat das Team auch bei der deutschen Formel-3-Meisterschaft an und konnte hier 1989 mit Karl Wendlinger und 1994 mit Jörg Müller die Meisterschaft gewinnen. Von 1996 bis 2003 trat das Team auch in der Internationalen Formel-3000-Meisterschaft an und gewann im Debütjahr mit Jörg Müller den Titel.[9]

Marko war für viele Fahrer seines Teams, unter anderem Gerhard Berger und Karl Wendlinger, auch als Manager tätig. In den 1990er Jahren wurde er Berater für Nachwuchsfragen bei Red Bull sowie ab 2003 Teamchef des Red-Bull-Juniorteams in der Formel 3000, wo er Talenten wie Juan Pablo Montoya den Weg in die Formel 1 ebnete. 2005 kam er als Motorsportchef von Red Bull in die Formel 1 zurück, als das Unternehmen den Rennstall Jaguar Racing übernahm und seitdem unter dem Namen Red Bull Racing weiterführt. Zu Beginn des Jahres 2024 kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Marko und Teamchef Christian Horner.[10]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1971 B.R.M. BRM P153 BRM P142 3.0 V12 4
1972 B.R.M. BRM P153 BRM P142 3.0 V12 5 25.
Gesamt 9

Einzelergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
1971
DNQ 11 DNF 12 13
1972
10 14 8 10 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1970 Deutschland Martini International Racing Porsche 908/02 Langheck Osterreich Rudi Lins Rang 3 und Klassensieg
1971 Deutschland Martini International Racing Porsche 917 Niederlande Gijs van Lennep Gesamtsieg
1972 Italien Autodelta Spa Alfa Romeo Tipo 33 Vereinigtes Konigreich Vic Elford Ausfall Kupplungsschaden

Sebring-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1972 ItalienItalien Autodelta S.p.A. Alfa Romeo T33/TT/3 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vic Elford Ausfall Motorschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1968 Bosch Racing Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
9
1969 Richard Gerin Porsche 910 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
8
1970 Martini Racing
Porsche Salzburg
Porsche 908
Porsche 917
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
11 5 3 7 DNF
1971 Martini Racing Porsche 917
Porsche 908
Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
DNF DNF DNF DNF 3 1 DNF
1972 Autodelta
Ferrari
Alfa Romeo T33
Ferrari 312PB
Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
4 3 DNF 6 2 3 DNF 2

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helmut Marko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu Helmut Marko im Austria-Forum, Autor/Redaktion: I. Schinnerl
  2. Andreas Wollinger: Mit 15 legte er den VW Käfer aufs Dach. In: redbull.com. 10. Juli 2020, abgerufen am 18. August 2022.
  3. a b Helmut Marko und die Formel 1: Wie alles begann... motorsport-total.com, 22. September 2005, abgerufen am 21. Januar 2013.
  4. Peter Schroeder: McNamara Racing Der Weg von Lenggries nach Indianapolis 1968–1971. VIEW GmbH, 1. Auflage 2015, ISBN 978-3-945397-03-9
  5. Helmut Marko – Mein bestes Rennen: Targa Florio 1972 – Treffen mit der Mafia. auto-motor-und-sport.de, 20. Januar 2012, abgerufen am 21. Januar 2013.
  6. Zweiter Versuch: Versöhnt sich Lauda mit den Briten? motorsport-total.com, 3. Januar 2013, abgerufen am 21. Januar 2013.
  7. Interview Marko zu seinem Unfall
  8. Streckenhistorie auf der offiziellen Homepage der Strecke (Memento vom 12. Februar 2013 im Internet Archive) (französisch, undatiert, gefunden am 10. Februar 2010)
  9. Michael Zeitler: Serie: Formel-1 – WM Red Bull: 6. Chef(berater) Helmut Marko. inside-racing.de, 27. Januar 2011, abgerufen am 21. Januar 2013.
  10. Red Bull vor Zerfall: Marko droht sofortiges Aus, Horner vor Gericht? (8. März 2024)
  11. Ehrenbürger Helmut Marko: Ein Leben auf der Überholspur vom 14. Juni 2018, abgerufen am 12. Juli 2018.
  12. Großer Josef-Krainer Preis 2023. In: steirisches-gedenkwerk.at. Abgerufen am 22. März 2023.
  13. „Gerhard-Hirschmann-Preis für kritisches Denken“ geht an Helmut Marko. In: politik.steiermark.at. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.