Jürgen Barth (Rennfahrer)

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Jürgen Barth 2010
Jürgen Barth 1980 im Porsche 908.3 Turbo auf dem Nürburgring

Jürgen Barth (* 10. Dezember 1947 in Thum) ist ein ehemaliger deutscher Automobilrennfahrer.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Barth ist der Sohn des deutschen Rennfahrers Edgar Barth. Die ersten Jahre lebte er mit seinen Eltern in der DDR, bis seinem Vater nach dem Klassensieg auf einem Porsche 550 beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1957 vom Allgemeinen Deutschen Motorsport Verband (ADMV) in Ostberlin die Lizenz entzogen wurde. Edgar Barth blieb daraufhin in Westdeutschland, und seine Frau Gerda floh am 30. November 1957 mit dem Sohn von Ost- nach Westberlin. Durch seinen Vater kam Jürgen Barth früh zu Porsche und absolvierte in dem Unternehmen eine Ausbildung sowohl zum Kraftfahrzeughandwerker als auch zum Industriekaufmann.[1]

In den 1970er- und 1980er-Jahren war Jürgen Barth einer der weltbesten Sportwagenpiloten. In dieser Zeit fuhr er zudem zahlreiche Rallyeeinsätze zusammen mit dem Porsche-Entwicklungs- und Renningenieur Roland Kussmaul. Während seiner gesamten Karriere war er mit der Marke Porsche eng verbunden. Er fuhr bei seinen Renneinsätzen fast ausschließlich Fahrzeuge aus dem Hause Porsche, stand dem Unternehmen auch als Testfahrer der Straßenfahrzeuge und späterer Rennleiter für dessen Automobilsport-Werkseinsätze zur Verfügung. Seine größten Erfolge feierte er bei Langstreckenrennen, u. a. gewann er 1977 die 24 Stunden von Le Mans (gemeinsam mit Jacky Ickx und Hurley Haywood im Werks-Porsche 936/77) und 1980 zusammen mit Rolf Stommelen das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. Auf der Nordschleife des Nürburgrings fuhren die beiden Deutschen einen Porsche 908/3[2].

Sein erstes Rennen fuhr Barth 1969 am Hockenheimring, wo er bei einem nationalen GT-Rennen am Start war und dieses als Sechster beendete[3]. Seinen ersten Sieg feierte er 1972 in Diepholz[4]. Zusammen mit den beiden Franzosen Stéphane Ratel und Patrick Peter gründete Barth 1994 die BPR-Rennserie (BPR für Barth, Peter, Ratel) für GT- respektive Grand-Tourismo-Rennwagen, aus der 1997 die FIA-GT-Meisterschaft hervorging. Seit 2007 organisiert Barth gemeinsam mit dem ADAC das ADAC GT Masters, eine Rennserie für Sportwagen, die nach dem FIA-GT3-Reglement ausgetragen wird.

Jürgen Barth verfasste gemeinsam mit Koautor Gustav Büsing das dreibändige Nachschlagwerk „Das neue große Buch der Porschetypen“ (2005, ISBN 3613024381; die Erstauflage von Lothar Boschen und Jürgen Barth erschien bereits im Jahre 1977) und zusammen mit Patrick Albinet und Bernhard Weigel das Buch „Porsche 904“ (ISBN 3898801152). Auch nach seiner aktiven Zeit als Rennfahrer war er noch weiterhin gelegentlich als Rennleiter tätig.[5]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1971 FrankreichFrankreich René Mazzia Porsche 911S FrankreichFrankreich René Mazzia Rang 8
1972 FrankreichFrankreich Louis Mezanarie Porsche 911S FrankreichFrankreich Sylvain Garant Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Michael Keyser Rang 13 und Klassensieg
1973 Deutschland Gelo Racing Team Porsche Carrera RSR Deutschland Georg Loos Rang 10
1974 Deutschland Polifac Gelo Racing Team Porsche Carrera RSR Deutschland Franz Pesch Ausfall Motorschaden
1975 Deutschland Joest Racing Ovoro Porsche 908/03 Deutschland Reinhold Joest ItalienItalien Mario Casoni Rang 4
1976 Deutschland Martini Racing Joest Porsche 936 Spider Deutschland Reinhold Joest Ausfall Motorschaden
1977 Deutschland Martini Racing Porsche 936/77 Belgien Jacky Ickx Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Hurley Haywood Gesamtsieg
1978 Deutschland Martini Racing Porsche 936/78 Belgien Jacky Ickx FrankreichFrankreich Bob Wollek Rang 2 und Klassensieg
1979 Deutschland Essex Motorsport Porsche AG Porsche 936 Belgien Jacky Ickx Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian Redman Ausfall Disqualifiziert
1980 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 924 Carrera Liechtenstein Manfred Schurti Rang 6
1981 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 944LM Deutschland Walter Röhrl Rang 7 und Klassensieg
1982 Deutschland Rothmans Porsche AG Porsche 956 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Al Holbert Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Hurley Haywood Rang 3
1993 Monaco Monaco Media International Porsche Carrera RSR FrankreichFrankreich Joël Gouhier FrankreichFrankreich Dominique Dupuy Rang 15 und Klassensieg

Sebring-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1972 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Toad Hall Racing Porsche 911S Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Michael Keyser Ausfall Motorschaden
1982 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Herman-Miller P. A. Porsche 924 Carrera Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Paul Miller Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Pat Bedard Ausfall Motorschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
1971 Aake Andersson
René Mazzia
Joseph Greger
Porsche 911 Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
DNF 8 DNF
1972 Hall Racing
Porsche Club Romand
Louis Mezanarie
Willi Nolte
Porsche 911 Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
DNF 10 13 13 DNF
1973 Gelo Racing Porsche 911
Porsche 911 Carrera RSR
Vereinigte Staaten DAY Italien VAL Frankreich DIJ Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
13 10
1974 Gelo Racing
Joest Racing
Porsche Carrera RSR
Porsche 908
Italien MON Belgien SPA Deutschland NÜR Italien IMO Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT Frankreich LEC Vereinigtes Konigreich BRH Sudafrika 1961 KYA
4 12 DNF DNF 12 9 6 DNF
1975 Joest Racing
Scuderia Brescia
Porsche 908 Vereinigte Staaten DAY Italien MUG Frankreich DIJ Italien MON Belgien SPA Italien PER Deutschland NÜR Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
8 DNF 5 7 DNF 5 4 DNF
1976 Joest Racing
Joseph Brambring
Scott Racing
Kremer Racing
Porsche Carrera RSR
Porsche 908
VW Scirocco
Porsche 934
Italien MUG Italien VAL Deutschland NÜR Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Italien IMO Deutschland NÜR Osterreich ZEL Italien PER Vereinigte Staaten WAT Kanada MOS Frankreich DIJ Frankreich DIJ Osterreich SAL
4 3 3 8 5 DNF 8 4 4
1977 Porsche
Max Moritz
Porsche 935
Porsche 934
Vereinigte Staaten DAY Italien MUG Frankreich DIJ Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Italien VAL Italien PER Vereinigte Staaten WAT Portugal EST Frankreich LEC Kanada MOS Italien IMO Osterreich SAL Vereinigtes Konigreich BRH Deutschland HOK Italien VAL
DNF 13 DNF
1978 Joest Racing
Porsche
Porsche 935
Porsche 936
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Vereinigte Staaten TAL Frankreich DIJ Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MIS Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Italien VAL Vereinigte Staaten ROD
5 2
1979 Whittington Brothers
Porsche
Porsche 935
Porsche 936
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Vereinigte Staaten TAL Frankreich DIJ Vereinigte Staaten RIV Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PER Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Belgien SPA Vereinigtes Konigreich BRH Vereinigte Staaten ROA Italien VAL El Salvador ELS
4 DNF
1980 Siegfried Brunn
Joest Racing
Porsche
Atlanta Racing
Barbour Racing
Porsche 908
Porsche 935
Porsche 924
Buick Skyhawk
Vereinigte Staaten DAY Vereinigtes Konigreich BRH Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Italien MON Vereinigte Staaten RIV Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Belgien SPA Kanada MOS Vereinigte Staaten ROA Italien VAL Frankreich DIJ
DNF 2 2 1 6 24 5 7 1
1981 Bayside Racing
Christian Bussi
Joest Racing
Porsche
Porsche 935
Porsche 908
Porsche 944
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MUG Italien MON Vereinigte Staaten RIV Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PER Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten WAT Belgien SPA Kanada MOS Vereinigte Staaten ROA Vereinigtes Konigreich BRH
DNF DNF 6 7
1982 Porsche Porsche 956 Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Belgien SPA Italien MUG Japan FUJ Vereinigtes Konigreich BRH
3
1983 Obermaier Racing Porsche 956 Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Deutschland NÜR Frankreich LEM Belgien SPA Japan FUJ Sudafrika KYA
4
1988 Joest Racing Porsche 962 Spanien JER Spanien JAR Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Frankreich LEM Tschechien BRÜ Vereinigtes Konigreich BRH Deutschland NÜR Belgien SPA Japan FUJ Australien SAN
6
1989 Team Davy Porsche 962 Japan SUZ Frankreich DIJ Spanien JAR Vereinigtes Konigreich BRH Deutschland NÜR Vereinigtes Konigreich DON Belgien SPA Mexiko MEX
22
1990 Kremer Racing Porsche 962 Japan SUZ Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Belgien SPA Frankreich DIJ Deutschland NÜR Vereinigtes Konigreich DON Kanada MOT Mexiko MEX
18

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • lobo: Jürgen Barth. In: Christophorus. Zeitschrift für die Freunde des Hauses Porsche, Jg. 23 (1974), Nr. 131, November 1974, S. 38–40.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jürgen Barth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erich Kahnt: Porträt Jürgen Barth. In: Curbs Nr. 17, Februar 2017, S. 76–83.
  2. 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1980
  3. Nationales GT-Rennen am Hockenheimring 1969
  4. GT-Rennen Diepholz 1972
  5. ruemay_2018: Season Opening Porsche Sports Cup 2018. In: Das Renn-Kochbuch. 31. Mai 2018, abgerufen am 30. Juni 2022 (deutsch).