Cameron (Fahrzeugmarke)

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Cameron von 1904

Cameron war eine US-amerikanische Fahrzeugmarke.[1][2]

Markengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brüder Everitt S. und Forrest F. Cameron hatten bereits bei der Eclipse Automobile Company und der Taunton Automobile Company Erfahrungen im Automobilbau gesammelt. Ab 1900 entwickelten sie ein Fahrzeug mit Ottomotor.[1] 1903 begann die Produktion von Automobilen, die sie unter ihrem Namen Cameron anboten.[2] Dazu betrieben sie die Vermarktungsgesellschaft United Motor Company[2] bzw. United Motors Company[1] mit Sitz in Pawtucket in Rhode Island. Die Produktion fand in der Fabrik der James W. Brown Textile Machine Company[2] bzw. James W. Brown Company[1] im gleichen Ort statt.

Ab 1904 bestand Brown als Inhaber darauf, dass er offiziell als Hersteller galt.[1][2] Daher ist für die Zeit von 1904 bis 1906 die James Brown Machine Corporation als Hersteller überliefert.[2] Im Dezember 1905 endete dort die Produktion, da das Unternehmen von Personen übernommen wurde, die kein Interesse am Fahrzeugbau hatten.[1][2] Fahrzeuge, die in den ersten zehn Monaten des Jahres 1906 verkauft wurden, stammten aus dem Vorrat.[1]

Die Brüder Cameron gründeten 1906 die Cameron Car Company in Brockton in Massachusetts.[1][2] Erst im November 1906 produzierten sie wieder Fahrzeuge, die als Modelljahr 1907 angeboten wurden.[1] Als die Fabrik zu klein wurde, zogen sie 1908 in das ehemalige Werk der Upton Machine Company nach Beverly, ebenfalls in Massachusetts.[1][2] Weitere Werke gab es ab 1909 in New London in Connecticut, in Attica in Ohio und in Alma in Michigan.[1] 1912 wurden in Alma Nutzfahrzeuge gefertigt.[1]

1913 wurde in Orange in Connecticut die Cameron Manufacturing Company gegründet,[1] während eine andere Quelle weiterhin die Firmierung Cameron Car Company nennt[2]. Die Produktion wurde nach West Haven in Connecticut verlagert.[1][2] 1913 entstanden keine Fahrzeuge.[1] Stattdessen wurde der Vorrat abverkauft. Das Unternehmen war stark im Export aktiv, litt unter den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs und wurde Ende 1914 für Bankrott erklärt.[1][2] Einen Teil des Werkes nutzte daraufhin die Euclid Motor Car Company.[1][2]

Die Brüder Cameron versuchten weiter ihr Glück und gründeten 1916 in Norwalk in Connecticut ein neues Unternehmen, das nicht namentlich genannt ist.[1] Sie arbeiteten bis 1918 an einigen Prototypen, die nicht in die Serienfertigung gelangten.[1]

1919 betrieben sie eine weitere Cameron Car Company in Stamford in Connecticut,[2] wobei unklar bleibt, ob es nur ein Umzug des Unternehmens aus Norwalk war oder eine Neugründung. Hier stellten sie noch 120 Fahrzeuge her.[1] 1920 endete die Produktion.[2]

Insgesamt entstanden über 4500 Personenkraftwagen.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Besonderheit aller Modelle bis 1913 war die Luftkühlung der Motoren.

Von 1903 bis 1904 gab es nur ein Modell. Ein Einzylindermotor mit 6 PS Leistung trieb die Fahrzeuge an. Der Radstand betrug 193 cm. Als Aufbauten sind Runabout und Tonneau überliefert. Ungewöhnlich war der Kardanantrieb.[2]

1905 bestand das Sortiment aus zwei Modellen. Das kleinere Modell hatte einen Zweizylindermotor mit 8 PS und das größere einen Dreizylindermotor mit 12/15 PS. Das erstgenannte Modell hatte ein Fahrgestell mit 193 cm Radstand und darauf Aufbauten als Runabout und Tonneau. Der größere Wagen hatte 229 cm Radstand und wurde als Runabout, Tonneau mit seitlichem Einstieg und Surrey karosseriert. Diese Fahrzeuge wurden 1906 noch verkauft.

1907 kamen erstmals Fahrzeuge mit Vierzylindermotoren auf den Markt. Die schwächere Ausführung leistete 16 PS. Mit 218 cm Radstand gab es einen Tourist genannten Dreisitzer und einen leichten Tourenwagen. Runabout und Tourenwagen hatten 244 cm Radstand und ein Tonneau mit seitlichem Einstieg 249 cm Radstand. Außerdem gab es einen Tourenwagen mit 284 cm Radstand, dessen Motor 24 PS leistete. Ungewöhnlich war die Position des Getriebes an der Hinterachse, die bei allen Modellen bis 1920 beibehalten wurde.[2]

Ab 1908 erhielten die Fahrzeuge Modellnummern. In dem Jahr hatten alle Wagen Vierzylindermotoren. Das Model 6 war ein Runabout mit 218 cm Radstand und 20 PS Leistung. Das Model 8 hatte den gleichen Motor, aber 249 cm Radstand und eine dreisitzige Tourenwagenkarosserie. Im Model 9 war der Motor mit 16/20 PS angegeben. Der Radstand betrug 244 cm. Der Aufbau wird als offener Tourenwagen beschrieben.

1909 gab es mit dem Model 11 erstmals ein Fahrzeug mit einem Sechszylindermotor. Er war mit 30/36 PS angegeben. Der Radstand betrug 290 cm. Tourenwagen, Roadster und Runabout standen zur Wahl. Die Vierzylindermodelle hatten einheitlich 20/24 PS Leistung und 244 cm Radstand. Das Model 14 war als zwei- und als dreisitziger Runabout erhältlich. Das Model 15 Featherweight wurde als zweisitziger Flyer bezeichnet; offensichtlich eine Sportausführung. Das Model 16 stand als viersitziger Roadster und als fünfsitziger Tourenwagen zur Verfügung.

1910 gab es nur geringe Änderungen. Das Model 11 war nun als zwei- und dreisitziger Roadster sowie als vier- und fünfsitziger Tourenwagen gelistet. Neu war das Model 11-Six. Die Motorleistung war auf 36 PS gesteigert und der Radstand auf 279 cm gekürzt worden. Mit dem Aufbau als Flyer war dies offensichtlich erneut eine Sportausführung. Die Vierzylindermotoren leisteten nun 24 PS. Beim Model 14 war nur der Radstand auf 259 cm verlängert worden. Das Model 15-4 Featherweight hatte wahlweise 218 cm, 234 cm oder 244 cm Radstand und einen sportlichen Aufbau als Flyer. Beim Model 16 war ebenfalls nur der Radstand verlängert worden, in diesem Falle auf 264 cm.

1911 hatten die Vierzylindermodelle einheitlich 24 PS Leistung und 264 cm Radstand. Zur Wahl standen Model 24 als zweisitziger Open-Back-Runabout, Model 25 als zweisitziger Closed-Back-Runabout, Model 25 A als dreisitziger Roadster, Model 25 B als viersitziger Surrey, Model 26 als zweisitziger Flyer, Model 27 als fünfsitziger Tourenwagen, Model 28 als Fore-Door-Runabout und Model 29 als Fore-Door-Tourenwagen. Die Sechszylindermodelle hatten 36 PS Motorleistung. Das Model 30 war ein Fore-Door-Runabout mit 290 cm Radstand und das Model 31 ein Fore-Door-Tourenwagen mit 305 cm Radstand.

1912 wurde die Modellvielfalt reduziert. Ansonsten änderte sich wenig. Das Model 28 wurde nun als viertüriger Flyer bezeichnet. Model 29 als Baby Tonneau und Model 29 A als viertüriger, fünfsitziger Tourenwagen hatten nun 279 cm Radstand. Das Model 30 wurde Fore-Door-Flyer mit zwei Sitzen und das Model 31 Baby Tonneau genannt. Neu war das Model 32 als fünfsitziger Fore-Door-Tourenwagen.

1913 entstanden keine neuen Fahrzeuge. Die auf Vorrat produzierten Vorjahresmodelle wurden weiter verkauft.

1914 kam eine neue Fahrzeugreihe auf den Markt. Der Vierzylindermotor war nun wassergekühlt und leistete 21 PS. Das Fahrgestell hatte 292 cm Radstand. Das Model 30 war ein fünfsitziger Tourenwagen und der Yale Featherweight ein zweisitziger Flyer.

Für 1919 sind zwei Modelle überliefert. Das Model 45 Standard hatte Wasserkühlung und das Model 55 Cameron Luftkühlung. Das letztgenannte Modell war billiger. Zylinderanzahl, Motorleistung und Radstand sind nicht bekannt.

1920 gab es nur noch das Model 55 mit dem luftgekühlten Sechszylindermotor. Ein sportlicher Roadster hatte 274 cm Radstand und ein fünfsitziger Tourenwagen 300 cm Radstand.

Modellübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Modell Zylinder Leistung (PS) Radstand (cm) Aufbau
1903–1904 6 HP 1 6 193 Runabout, Runabout-Tonneau, Canopy Top Runabout-Tonneau
1905 8 HP 2 8 193 Runabout, Runabout-Tonneau
1905 12/15 HP 3 12/15 229 Runabout, Side Entrance Tonneau, Surrey
1907 16 HP 4 16 218 Tourist Three-Seater, Light Tourenwagen
1907 16 HP 4 16 244 Tourenwagen, Runabout
1907 16 HP 4 16 249 Side Entrance Tonneau
1907 24 HP 4 24 284 Tourenwagen
1908 Model 6 4 20 218 Runabout
1908 Model 8 4 20 249 Tourenwagen 3-sitzig
1908 Model 9 4 16/20 244 Open Tourenwagen
1909 Model 11 6 30/36 290 Tourenwagen, Roadster, Runabout
1909 Model 14 4 20/24 244 Runabout 2- und 3-sitzig
1909 Model 15 Featherweight 4 20/24 244 Flyer 2-sitzig
1909 Model 16 4 20/24 244 Roadster 4-sitzig, Tourenwagen 5-sitzig
1910 Model 11 6 30/36 290 Tourenwagen 4- und 5-sitzig, Roadster 2- und 3-sitzig
1910 Model 11-Six 6 36 279 Flyer
1910 Model 14 4 24 259 Runabout 2- und 3-sitzig
1910 Model 15-4 Featherweight 4 24 218, 234 und 244 Flyer
1910 Model 16 4 24 264 Tourenwagen 5-sitzig, Roadster 4-sitzig
1911 Model 24 4 24 264 Open-Back Runabout 2-sitzig
1911 Model 25 4 24 264 Closed-Back Runabout 2-sitzig
1911 Model 25 A 4 24 264 Roadster 3-sitzig
1911 Model 25 B 4 24 264 Surrey 4-sitzig
1911 Model 26 4 24 264 Flyer 2-sitzig
1911 Model 27 4 24 264 Tourenwagen 5-sitzig
1911 Model 28 4 24 264 Fore-Door Runabout
1911 Model 29 4 24 264 Fore-Door Tourenwagen
1911 Model 30 6 36 290 Fore-Door Runabout
1911 Model 31 6 36 305 Fore-Door Tourenwagen
1912 Model 28 4 24 264 Fore-Door Flyer 4-sitzig
1912 Model 29 4 24 279 Baby Tonneau
1912 Model 29 A 4 24 279 Fore-Door Tourenwagen 5-sitzig
1912 Model 30 6 36 290 Fore-Door Flyer 2-sitzig
1912 Model 31 6 36 305 Baby Tonneau
1912 Model 32 6 36 305 Fore-Door Tourenwagen 5-sitzig
1914 Model 30 4 21 292 Tourenwagen 5-sitzig
1914 Yale Featherweight 4 21 292 Flyer 2-sitzig
1919 Model 45 Standard
1919 Model 55 Cameron
1920 Model 55 6 274 Sport Roadster
1920 Model 55 6 300 Tourenwagen 5-sitzig

Produktionszahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Produktionszahl
1903 223
1904 473
1905 617
1906 0
1907 317
1908 397
1909 427
1910 528
1911 623
1912 615
1913 0
1914 227
1915 0
1916 0
1917 0
1918 0
1919 97
1920 23
Summe 4567

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cameron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Beverly Rae Kimes, Henry Austin Clark Jr.: Standard catalog of American Cars. 1805–1942. 3. Auflage. Krause Publications, Iola 1996, ISBN 0-87341-428-4, S. 249–251 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 242 (englisch).